unterm strich:
Goethe-Medaille
In einem Festakt vor rund 200 internationalen Gästen wurde gestern in Weimar die Goethe-Medaille vergeben: Geehrt wurden der deutschtürkische Schriftsteller Doğan Akhanlı (siehe taz vom 24. August) die iranische Künstlerin und Filmemacherin Shirin Neshat sowie der mongolische Verleger und politische Publizist Enkhbat Roozon. Der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, hob hervor, dass die drei Ausgezeichneten durch ihre Arbeit „das Spannungsfeld gesellschaftlicher Wirklichkeit zwischen Beeinflussung und Mündigkeit, Ignoranz und Debattenkultur, Unwissenheit und Bildung thematisieren, ohne Rücksicht auf mögliche persönliche Gefährdung oder eigene Nachteile. Sie geben außergewöhnliche Beispiele für eine engagierte verantwortungsbewusste kulturelle Verständigung, die neue Denkprozesse anstößt, Alternativen aufzeigt und der Kraft der Kultur vertraut.“
In seiner bewegenden Dankesrede erinnerte Doğan Akhanlı daran, dass unsere Gegenwart noch immer bestimmt ist durch Repressionen, die systemkritische Intellektuelle erleiden müssen, und betonte: „Ich nehme die Goethe-Medaille gerne entgegen, und ich widme sie in Gedanken der inhaftierten Kölner Künstlerin Hozan Cane, die wie Zehntausende andere Menschen Opfer staatlicher Willkür und Arroganz in der Türkei geworden ist, darunter Ahmet Altan, Osman Kavala und Selahattin Demirtaş.“
Die Künstlerin Shirin Neshat versteht es, mit ihren Filmen, Videos und Fotografien Politik und Poesie wirksam zu verbinden. Frauen der muslimischen Welt stehen dabei im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeiten, die sie trotz Verbot der Einreise in ihr Heimatland immer weiterentwickelt. Sie bedankte sich in einer Videobotschaft, in der sie sich ausdrücklich mit der Exilgemeinde aller nach Deutschland Geflüchteten solidarisierte. Der Verleger und Publizist Enkhbat Roozon erhielt die Goethe-Medaille für die Kraft, mit der er sich in der Mongolei unermüdlich für eine offene und kritische Zivilgesellschaft einsetzt. Insbesondere arbeitet er dafür, das mongolische Bildungssystem durch seine Publikationen zu verbessern.
Nobelpreis Literatur
Bei der Doppelvergabe der Literaturnobelpreise für die Jahre 2018 und 2019 will die zuständige Schwedische Akademie die Ausgezeichneten unmittelbar nacheinander bekannt geben. Beide Preisträger werden am 10. Oktober um 13 Uhr verkündet. Die Schwedische Akademie war im vergangenen Jahr in eine schwere Krise gestürzt. Es ging um das mittlerweile ausgetretene Mitglied Katarina Frostenson und ihren wegen Vergewaltigung verurteilten Mann Jean-Claude Arnault. Infolge der Querelen wurde die Verleihung des Literaturnobelpreises 2018 abgesagt, und das Gremium stellte sich zu großen Teilen neu auf.
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