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Flaschengeist und Serienmörder

Experimentierfreudig bis zum Karriereknick: Filme des britischen Regisseurs Michael Powell im Hamburger Metropolis-Kino

Von Wilfried Hippen

Nur wenige Regisseure haben so unterschiedliche Filme gedreht wie Michael Powell. So wie später Stanley Kubrick und Louis Malle versuchte der 1905 geborene Brite sich in/an möglichst verschiedenen Genres und Stilmitteln. Er machte einige der schönsten und unterhaltsamsten Filme seiner Zeit – und zerstörte seine Karriere mit einem, der seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war.

Powell arbeitete lange mit dem aus Ungarn stammenden Produzenten und Drehbuchautor Emeric Pressburger zusammen. Doch erst mal engagierte ihn ein anderer Exil-Ungar: Für den Abenteuerfilm „Der Dieb von Bagdad“ (1. + 3. September) hatte Produzent Alexander Korda zuerst den deutschen Regisseur Ludwid Berger verpflichtet. Es kam zu Streitigkeiten, Powell übernahm – heraus kam 1940 ein grandioser Märchenfilm in Technicolor mit Conrad Veidt als bösem Zauberer und einem imposanten Geist aus der Flasche, den die ersten Blue-Screen-Aufnahmen der Filmgeschichte lebendig machten.

Die erste Zusammenarbeit mit Pressburger war dann „Leben und Sterben des Colonel Blimp“ (24. + 26. September): Das respektlos komische Porträt eines britischen Offiziers kam 1943 in die Kinos, also mitten im Krieg, und ein erboster Winston Churchill hätte es am liebsten verboten. 1946 folgte „Irrtum im Jenseits“ (12., 14. + 25. September), in dem David Niven einen RAF-Piloten spielt. Dessen Tod im Kampfeinsatz ist noch nicht vorgesehen, und da im Jenseits eine pedantische Bürokratie herrscht, kommt es zu einem surreal-komischen Gerichtsverfahren.

Mit „Die schwarze Narzisse“ (5., 7. + 9. September) bewiesen Powell und Pressburger dann, dass sich sogar über eine britische Nonne im Himalaya ein spannender, aber nicht zuletzt erotischer Film machen lässt. Höhepunkt ihrer gemeinsamen Karriere war dann der ultimative Ballett-Film „Die roten Schuhe“ mit Moira Shearer (12., 16. + 21. September).

Bis dahin waren Powells Filme wohl auch deshalb so erfolgreich, weil sie mit dem Zeitgeist harmonierten. 1959 inszenierte er dann den Thriller „Peeping Tom“ (OF, 22. + 26. September), in dem ein Serienkiller, gespielt auch noch von Karlheinz Böhm, seine weiblichen Opfer vor laufender Kamera umbringt. Powell hat danach keinen großen Film mehr machen dürfen, erst sehr viel später priesen dann Kollegen wie Martin Scorsese „Peeping Tom“ als Meisterwerk.

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