Die nächste Kredit-Krise

Leerstehende Lagerhallen, geschlossene Geschäfte: Auf dem Markt für US-Gewerbeimmobilien geht die Krise erst los. Eine Belastung für die Banken

BERLIN taz | Die Ökonomen haben das Ende der Rezession ausgerufen, die Großbanken erzielen Milliardengewinne. Aber an den New Yorker Vorzeigeadressen Fifth Avenue und Wall Street bleiben immer mehr Läden morgens geschlossen. Und auch jenseits der Prachtmeilen gibt es verriegelte Geschäfte in den Shopping Malls, leerstehende Bürotürme und Lagerhallen, und auch schon die ersten Luxushotels fielen der Zwangsvollstreckung zum Opfer. Was auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheint, ist die ganz normale Spätphase einer Wirtschaftskrise. Und es illustriert, warum dieselben Ökonomen zugleich warnen, dass die vermeintliche Stabilisierung der Wirtschaft höchst fragil ist: Es droht eine Spirale, in der eine Krise der anderen folgt.

Nach dem maßgeblichen Index der US-Ratingagentur Moody’s sind die Preise auf dem Gewerbeimmobilienmarkt seit Beginn der Krise um fast 40 Prozent gefallen, und der Abwärtstrend dürfte nach Einschätzung der Moody’s-Experten „noch Monate anhalten“. Der Abwärtstrend ist schnell erklärt: Unternehmen sind entweder pleitegegangen oder haben Standorte aufgegeben und Mietzahlungen gekürzt. „Wirtschaftsflaute und Geschäftsimmobilienkrise verschärfen sich gegenseitig“, sagt Josh Rosner, Analyst der US-amerikanischen Finanzberatungsgesellschaft Graham Fisher.

Das Problem trifft vor allem die Banken, denn die Gewerbeimmobilien sind neben den privaten Hypotheken ihr zweitwichtigstes Kreditgeschäft. Das Kreditgeschäft umfasst sowohl direkte Darlehen als auch Kreditderivate, die im Prinzip die gleiche Struktur haben wie die für Eigenheime. Die Eigenheim-Kredite hatten beim Ausbruch der Finanzkrise eine entscheidende Rolle gespielt. Insgesamt stehen derzeit Darlehen über 3,4 Billionen US-Dollar aus, mehr als 2 Billionen davon werden nach Schätzungen der Deutschen Bank bis 2013 fällig. Gut die Hälfte wird von US-Banken gehalten. Während Großbanken wie JP Morgan Chase und Bank of America zwar Rückstellungen für die Verluste bilden müssen, sie aber noch irgendwie ausgleichen können, trifft es Regionalbanken viel härter, die nur in wenigen Geschäftsbereichen aktiv sind. Ökonomen schätzen, dass sich die Verluste für 900 kleine und mittlere Banken auf insgesamt 100 Milliarden US-Dollar summieren könnten.

Die US-Notenbank Fed ist alarmiert wegen dieser Entwicklung. Sie versucht seit Monaten, die Marktpreise zu stabilisieren, indem sie verbriefte Kredite aufkauft. Noch reicht es nicht. BW