wortwechsel
: Wir brauchen eine Agrarwende – weltweit!

Der Weltklimarat IPCC warnt vor katastrophalen Umweltschäden, bescheinigt der Landwirtschaft aber auch ein riesiges Potenzial für klimagerechte Welternährung

Ein Kornfeld in Bayern. Es wird höchste Zeit: Der Weltklimarat wünscht sich neue Rainbow Warriors in der Landwirtschaft – nicht nur in Bayern Foto: imagebroker/picture alliance

„Bedeutung der Bauern fürs Klima: Land ist wichtiger als Wirtschaft“,

taz vom 9. 8. 19

Verantwortungslos

hi herr pötter, danke für ihren kommentar zur folgenschweren bestandsaufnahme des Weltklimarates ipcc. er war sehr sachlich, doch angesichts einer eingetretenen heißzeit doch etwas zu huldvoll, bezogen auf eine abwesende „landwirtschaftsministerin“. frau klöckner war bei der ruinösen bestandsaufnahme wie auch bei den möglichen heilungsmaßnahmen unseres planeten abwesend! der grund: „das haus von frau klöckner habe nicht die federführung“. nun, ich denke, es geht hier eher um verantwortungslosigkeit und eine, pädagogisch ausgedrückt, „anforderungsverweigerungshaltung“. diese haltung ist in unserer individualisierten gesellschaft weit verbreitet, natürlich vornehmlich in der pubertät. ich finde, frau klöckner sollte daher ihr amt räumen und zu ihrer ursprünglichen bestimmung als weinkönigin zurückkehren – sofern ihre untertanen dieses maß an ignoranz überhaupt noch gewillt sind, hinzunehmen.

Maria Christians, Paderborn

Ändert sich nichts?

Seit vielen Jahren erreichen uns fast täglich kleine und große Hiobsbotschaften vom schlechten Zustand unserer Lebensgrundlagen. Ebenso lange werden mahnende, sachverständige Frauen und Männer der Natur und Geisteswissenschaften in der Bundesregierung oder in den Administrationen der Europäischen Union vorstellig, ohne dass ein wirklich und wahrhaftiges anderes Denken und Handeln erkennbar wird. Vielleicht haben wir auf die falschen Pferde gesetzt.

Frank Mögling auf taz.de

Harte Arbeit Ackerbau

Endlich wird in diesem Kommentar von Bernhard Pötter auch schon in der Überschrift das „Land“ von der „Wirtschaft“ getrennt. Es ist harte Realität, dass die Kultivierung des Bodens sich in der konventionellen Weise fast ausschließlich an wirtschaftlichen Interessen orientiert, das wird in dem Unwort „Landwirtschaft“ schon deutlich. Denn „Land“ ist so ein weich geklopftes Wort, das gar nichts mehr aussagt, nur romantisch verklärt – wie Landmilch, Landlust, Landliebe.

Auch in „Landnutzung“ steckt nichts von der harten Arbeit, die der Ackerbau macht. Und die wirtschaftlichen Interessen haben den Boden und das Klima ruiniert, unsere Lebensgrundlage und die anderer Arten und Ökosysteme gefährdet, wie es in dem Kommentar eindrücklich beschrieben wird.

Setzen wir doch auch in der Wortwahl ein Zeichen – wie wäre es mit „Agrarkultur“? Ersterer Wortteil bedeutet dann „den Acker(bau) betreffend“, „Kultur“ heißt „von Menschen gestaltet“, und genau darum geht es. Außerdem ist es international verständlich, und die Wirtschaft lassen wir erst mal außen vor, wie es die Agrarminister auch tun sollten – und ihrer Verantwortung gemäß handeln. Dagmar Haschke, Bovenden

Bauern schachmatt

Die zukünftige Bedeutung der Bauern wird es sein, das Artensterben als Folge des massiven Anbaus von bioenergetisch bedeutsamen Pflanzen zu rechtfertigen, weil der Rest der Gesellschaft seinen Energieverbrauch nicht auf ein Drittel des heutigen reduzieren will.

Rudolf Fissner auf taz.de

Maximal 500 Kilometer

Wie wäre es, wenn man Lebensmittel und Futter, die in der EU verkauft werden, maximal 500 Kilometer transportieren darf vom Produzenten bis zum Supermarkt? Das würde viel fürs Klima tun: kein Soja aus Südamerika mehr, wofür der Regenwald gerodet wird. Niemand braucht argentinisches Rindfleisch, indischen Tee oder Kaffee aus Honduras, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.

Macchiavelli auf taz.de

Wählt nachhaltig!

Neben „den Politikern“, „den Agrarunternehmen“ und „den Bauern“ tragen auch „die WählerInnen“ durch ihr Stimmverhalten dazu bei, eine nachhaltige Politik tatsächlich umzusetzen. Der Weltklimarat kann das Ruder mit herumreißen und wir auch – als WählerInnen und als AktivistInnen. Nilsson Samuelsson auf taz.de

Abgrund Agrarpolitik

Die Besetzung nicht nur im Agrarministerium, sondern auch der CDU-Obmänner im Agrarausschuss des Bundestags sprechen für sich. Da kann man schon nicht mehr von Lobbyeinfluss von außen sprechen, da hat die Agrarindustrie ganz einfach ihre eigenen Leute ganz direkt untergebracht.

Über Frau Klöckner gibt’s hingegen Positives zu berichten: Keine andere vor ihr vertritt so offen und damit ungewollt „transparent“ die Interessen der Agrarindustrie; sie hat all das Medieninteresse darüber, wie es im Abgrund Agrarpolitik eigentlich so personell aussieht, damit befeuert. Gut so – ohne Information der Öffentlichkeit, dass Agrarkonzerne da ganz direkt regieren, würde immer noch eine Mehrheit der Wähler vollkommen realitätsfern glauben, das Agrarministerium wäre zuständig für Verbraucherschutz im Ernährungssektor. Gute Nacht.

Nina Janovich auf taz.de

Kurzatmige Simulanten

„Klimadebatte in Deutschland: Die Simulanten“, taz vom 11. 8. 19

Obwohl die Lage immer gruseliger wird, nun durch den IPCC-Bericht zur Landnutzung, bleibt Bernhard Pötter Optimist und sucht seine Hoffnung im progressiven Sonnenstaat Kalifornien. Als echter Konservativer denkt er langfristig und erkennt die kurzatmige CDU/CSU als Simulanten. Nicht den unhaltbaren Status quo versucht er zu erhalten, sondern zeigt auf, was in Deutschland alles ohne Gesetzesänderung machbar wäre – als Vorbild zur Weltrettung.

Was anderes als Experimentierfeld kann Deutschland sein?

Klaus Warzecha, Wiesbaden