: Ex-Porsche-Finanzchef „fassungslos“ über Anklage
VW-SCOOP Manager muss sich wegen angeblichen Kreditbetrugs in Milliardenhöhe verantworten
STUTTGART rtr | Der ehemalige Porsche-Finanzchef Holger Härter hat vor Gericht den Vorwurf des Kreditbetrugs bestritten und will die Anklage mit einem Gutachten entkräften. „Die Vorwürfe sind nachweisbar unrichtig“, sagte Härter zum Prozessauftakt vor dem Stuttgarter Landgericht, wo er sich seit Mittwoch mit zwei Prokuristen wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Kreditbetrugs in Milliardenhöhe verantworten muss. Er sei „fassungslos“ über den Vorwurf. Die Anklage fuße auf falsch verstandenen betriebswirtschaftlichen Begriffen und Berechnungen.
Die Staatsanwaltschaft pocht hingegen darauf, die Porsche Holding sei im Frühjahr 2009 faktisch pleite gewesen – und habe dennoch versucht, den viel größeren Autokonzern VW zu übernehmen. Dabei habe Porsche die französische Bank BNP Paribas über den Liquiditätsbedarf und das Risiko von Aktienoptionsgeschäften zur Beherrschung von VW belogen. Dem Mitte 2009 nach Fehlschlagen der VW-Übernahme geschassten Härter und den Prokuristen drohen jeweils bis zu drei Jahre Haft.
Härter war der Architekt des geplanten VW-Scoops. Bereits im Frühjahr 2008 brütete er über einem Finanzierungsplan, der bei Porsche als „Projekt Shuffle“ betitelt wurde. Durch Aktienoptionsgeschäfte schaffte er das Kunststück, dass der Gewinn bei Porsche den Umsatz übertraf. Zeitweise holte er Kreditzusagen von 35 Milliarden Euro herein.
Finanzkrise bremste
Doch dann kam die Finanzkrise, und die Banken wurden zurückhaltender. Härter machte sich daran, Zusagen von verschiedenen Banken einzusammeln, und verhandelte mit 15 Instituten einen Gesamtkredit über 10 Milliarden Euro mit der Option, diesen um 2,5 Milliarden Euro aufzustocken. Eines der beteiligten Institute war die BNP.
Die Anklage geht davon aus, dass Porsche das Geschäft 5,5 Milliarden Euro gekostet hätte. Härter führt das auf die unterschiedlich verwendeten Begriffe zurück. Auch die Nichterwähnung von 45 Millionen Verkaufsoptionen verteidigte er. Von ihnen sei kein Risiko ausgegangen. Wenige Monate nach Abschluss der Kreditverhandlungen scheiterte der Versuch der Stuttgarter, VW mit 75 Prozent der Stimmrechte einen Beherrschungsvertrag aufzuzwingen, am Geld.