„Geburt als Trauma“

Vortrag Die Schreiambulanz Zepp informiert über Methoden, um Geburtstraumata zu behandeln

■ 47, gründete 1993 in Berlin die erste Schreiambulanz. Leiter des Zentrums für primäre Prävention und Körperpsychotherapie in Bremen.

taz: Herr Harms, haben wir nicht alle ein Geburtstrauma?

Thomas Harms: Nein! Wir haben alle eine Geburtserfahrung, die auch belastend gewesen sein mag, aber Babys sind in der Lage, damit umzugehen und den Stress wieder loszulassen.

Wann ist es ein Trauma?

Wenn die Kinder in ihrem gestressten Zustand verharren, wenn sie ohne Ankündigung in heftige Schreianfälle geraten, mit Erschrecken auf kleinste Reize reagieren. Charakteristisch ist auch, dass sie weniger bindungsbereit sind als andere Neugeborene, weniger Blickkontakt aufnehmen.

Wodurch entsteht das Trauma?

Das kann physiologische Ursachen haben, wenn ein Ungeborenes über längere Zeit unterversorgt war. Oder der Stress, den die Mutter hatte, hat sich übertragen. Wenn die eine Geburtssituation als überwältigend erlebt, wenn sie sich ohnmächtig fühlt, dann kann sie innerlich erstarren und die Verbindung zu ihrem Körper einbüßen. Damit reißt auch der Kontaktfaden zu ihrem Kind ab.

Sind Kaiserschnitt-Kinder besonders gefährdet?

Ein Kaiserschnitt ist kein lockerer Weg aus dem Bauch heraus, wie es manchmal dargestellt wird. Viele Babys zeigen hinterher, dass sie die Abruptheit, mit der sie aus ihrer Höhle geholt werden, als überwältigend erlebt haben, sie reagieren etwa mit Schreckhaftigkeit auf schnelle Lageveränderungen. Es ist aber auch nicht so, dass ein Kaiserschnitt automatisch ein Paket ist, das ein Kind ein Leben lang zu tragen hat. Es kommt sehr darauf an, wie die Mutter vom Klinikpersonal vorbereitet wurde, wie geschützt sie sich gefühlt hat.  INTERVIEW: EIB

Vortrag „Trauma, Geburt und Bindung“ mit Matthew Appleton, 19 Uhr, Zepp, Bahnhofstraße 12. Eintritt 15 Euro, Paare 20