meinungsstark:
Europäische Mobilitätskarte
„Für einen Euro quer durch die Stadt“, taz vom 20. 7. 19
Was soll ich mit einem Jahresticket für 365 Euro, das nur in einer Stadt gilt, und wo Vielfahrende und wenig Fahrende das Gleiche bezahlen sollen? Wie wär‘s mit einer Europäischen Mobilitätskarte, wo ich mich mit meiner Karte in jedem Verkehrsmittel, ob nah oder fern, beim Einsteigen einchecken und beim Aussteigen ausschecken kann? Die Rechnung kommt auf den heimischen Computer, das Fahrgeld wird vom Konto abgebucht. Was es braucht, sind kompatible Lesegeräte in jeder Straßenbahn, in jedem TGV, ICE et cetera. Die Technik ist da, die entsprechende Software einzurichten, dürfte auch kein Problem sein. Einzig die Politiker, die eine Europäische Mobilitätskarte auf den Weg bringen müssten, stellen eine gewisse Schwachstelle dar. Bitte, Frau von der Leyen – engagieren und profilieren Sie sich! Erich Lutz, Freiburg
Verschärfung des Strafrechts?
„Althusmann: ,Missbrauch kein Kavaliersdelikt‘“,
taz vom 24. 7. 19
Auch mir erscheint das Urteil des Detmolder Landgerichts in dem „Lüdge-Komplex“ als sehr milde, zu milde. Ein wegen Anstiftung und Beihilfe zum Missbrauch angeklagter Täter war vom Gericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Aber die Staatsanwaltschaft geht in Revision, die nächste Instanz wird sich erneut mit dem Fall dieses Täters befassen – ein rechtsstaatliches Verfahren, so wie es sein soll. Für bestimmte Politiker spielt das keine Rolle. Geradezu reflexartig wird nach einer Verschärfung des Strafrechts gerufen. Vor allem aber kann man so von den eigenen Versäumnissen ablenken und sich öffentlich als „Macher“ gerieren.
Der immer neue Ruf nach Verschärfung des Strafrechts wird nichts daran ändern, dass in unserer kranken und kaputten Gesellschaft Menschen sich krank und kaputt verhalten. Der Schutz von Kindern wird dadurch erst recht nicht verbessert. Der Jahrzehnte andauernde schreckliche Missbrauch, um den es hier geht, war schon immer strafrechtlich verboten. Es hat die Täter nicht abgeschreckt, weil sie sich sicher fühlten davonzukommen. Und zwar deshalb, weil die Verantwortlichen in erschreckender Weise fahrlässig gehandelt haben.
Schon sehr früh hätten viele schlimme Taten verhindert werden können, wenn genügend Aufmerksamkeit aufgewendet worden wäre. Ganz ohne Verschärfung des Strafrechts und ohne Einsatz von Spionagemitteln in Wohnungen und Abhören durch Wanzen und was sonst noch alles in den Hirnen unserer Rechts-Politiker herumgeistert.
Raimund Schorn-Lichtenthäler, Datteln
Es war der Humanist Settembrini
„Wo ist Georg Lukács?“, taz vom 24. 7. 19
Rudolf Walthers Artikel über den Umgang mit Georg Lukács und dessen Erbe in Orbáns Ungarn spricht mir quasi mit jeder Zeile aus dem Herzen. Nur bei einer Nebensächlichkeit muss ich Widerspruch einlegen. Thomas Mann hat Lukács im „Zauberberg“ in der Figur des Juden Naphta ein Denkmal gesetzt, aber nicht „als Gegenfigur zum fundamentalistischen Jesuiten“. Von Naphta heißt es bei Mann, er sei in den Jesuitenorden eingetreten, die Gegenfigur ist der italienische Humanist Settembrini, alles andere als ein Fundamentalist und wegen seiner Menschenfreundlichkeit, die ihn daran hindert, in Freund-Feind-Kategorien zu denken, von Naphta tief gehasst. Tatsächlich sind es die Settembrinis, die Befürworter der Aufklärung und Europas, die von den Vertretern der „Neuen Rechten“ am allermeisten verabscheut werden. Eckart Hoffmann, Schenefeld
Gegen jede vernebelnde Ideologie
„Judith Butler hat nichts verstanden“, taz vom 26. 7. 19
Für das Interview mit Susanne Schröter, Professorin am Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam, bedanke ich mich sehr! Kluge Fragen, kluge Antworten, die erfrischend gegen jede vernebelnde Ideologie argumentieren.
Gisela Wülffing, Steinebach an der Wied
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