Juden kritisieren Heilmann

BESCHNEIDUNG Gemeinde sieht bei CDU-Justizsenator Einmischung in über 3.000 Jahre alte Traditionen

Der Vorstoß von Justizsenator Thomas Heilmann (CDU), die religiös motivierte Beschneidung von muslimischen und jüdischen Jungen vorläufig straffrei zu machen, stößt auf heftige Kritik. Das jüdische Gemeindeparlament äußerte sich am Donnerstag bestürzt über die künftige Berliner Praxis, nur Ärzten den Eingriff unter strengen Voraussetzungen zu erlauben. Dies sei „eine flagrante Einmischung in die über 3.000 Jahre alten Traditionen des Judentums“.

Heilmann hatte am Mittwoch die Staatsanwaltschaft angewiesen, Beschneidungen vorläufig nicht als Straftat zu verfolgen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. So darf den Eingriff nur ein Arzt vornehmen, alles muss in steriler Umgebung mit sterilen Instrumenten vor sich gehen. Heilmann macht zudem größtmögliche Schmerzfreiheit und eine blutstillende Versorgung für das Kind zur Auflage.

Eltern und Ärzte sollen sich nicht länger in einer rechtlichen Grauzone bewegen, solange keine einheitliche bundesweite Regelung vorliegt (die taz berichtete). Die Beschneidung – die Entfernung der Penis-Vorhaut – ist bei Juden traditionell Sache eines eigens ausgebildeten Fachmanns, dem Mohel. Auslöser der Diskussion ist ein Urteil des Landgerichts Köln, das in einer Beschneidung eine Straftat sah.

Unter dem Titel „Auf Messers Schneide: Religionsfreiheit“ gibt es am Sonntag, 9. September, um 11 Uhr eine Kundgebung auf dem Bebelplatz in Mitte, zu der unter anderem jüdische Einrichtungen, die evangelische Landeskirche und einige muslimische Organisationen aufrufen. TAZ, DPA