DEPONIE in der Zionskirche: Liebe Umwelt, ich muss da was loswerden
Freiheit – das ist dreißig Jahre nach der Wende ein ambivalentes Wort. In Bitterfeld erhält der Begriff bis heute eine zynische Bedeutung. Die DDR-Regierung kippte dort auf einer Deponie mit dem Namen „Freiheit III“ über Jahrzehnte hochgiftigen Müll ab, unter anderem importiert aus Westdeutschland. Eine doppelwertige Sprache dreht sich bis heute um diesen Ort, dessen Innenleben zu DDR-Zeiten geheim bleiben und der dann doch zum Schauplatz von Umweltaktivisten werden sollte. Anna Zett sieht in ihrer Installation „Deponie II“ in der Zionskirche Sprache und Ort von Bitterfeld als Spiegel für die gesellschaftlichen Verwertungsprozesse nach der Wende. Denn wie der Müll, musste vor dreißig Jahren gleich der ganze DDR-Staat entsorgt werden. Doch in der durchverwerteten Schlacke, die als Leitmotiv im Video, auf dem von der Empore hängenden Banner und in Zetts Betonobjekten auftaucht, bleibt der Müll in kleinsten Partikeln erhalten. „Die Sorge hört nie auf, es kann gar nicht endgültig entsorgt werden“, erklärt der heutige Direktor der Deponieanlage „Freiheit III“ im Video. Zett überblendet seine Autofahrten durch die mittlerweile künstlich-ruhige Seenlandschaft der Anlage mit historischem Material von damaligen DDR-Umweltaktivisten, für die auch die Zionskirche ein zentraler Treffpunkt war. Freiheit ist letztlich der Begriff, für den sich die Aktivisten damals einsetzten. Doch wie man im Video verfolgen kann, mussten einige von ihnen ihre Deutung davon nach der Wende auf der gesellschaftlichen Deponie wieder ablegen. (soj)
Bis 28. 7., Mi.–Sa. 13–18 Uhr, So. 12–16 Uhr, Zionskirchplatz. Performance „Ore of Peace“ von Jule Flierl zur Finissage am 28. 7.,19 Uhr
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