: Da kommt ’ne Menge hoch
TV-EVENT Lava und innere Abgründe: „Vulkan“, So. und Mo., 20.15 Uhr, RTL
Wenn das deutsche Fernsehen in seinen Filmen Tornados, Tsunamis oder Sturmfluten durchs Sendegebiet jagt, ist das Peinlichkeitsrisiko meist recht hoch – weil die Produktionen selten den Standard erreichen, den das Publikum aus dem Kino gewöhnt ist, vor allem aber, weil zum Schluss dann doch die Sonne wieder so schön scheint und alles gut ist. Am Ende von „Vulkan“, dem neuesten Katastrophenschocker der auf Überdimensionales spezialisierten Filmfirma Teamworx, ist gar nichts in Ordnung, sondern alles kaputt, und allein dafür lohnt es sich schon einzuschalten.
In der Eifel kommt es zu einem Vulkanausbruch, bei dem ganze Landstriche vernichtet werden. Der Film erzählt die Geschichten einzelner Bewohner des Örtchens Lorchheim, die aus dem Katastrophengebiet zu fliehen versuchen. Neun Millionen Euro hat sich RTL das Spektakel kosten lassen, ein wesentlicher Teil davon ist für die Spezialeffekte draufgegangen, der Rest vermutlich für die Besetzung: Lauterbach, Catterfeld, Wackernagel, Koeberlin, Riemann, Rohde. Aber es hat sich gelohnt. Der zweite Teil des Films, in dem das Unglück seinen Lauf nimmt, ist (für deutsche Verhältnisse) ein düsterer Höhepunkt des Genres, spannend erzählt und mit einigen überraschenden Szenen, in denen übel zugerichtete Charaktere nicht nur gegen die Naturgewalt kämpfen, sondern auch gegen die eigenen menschlichen Abgründe.
Bis es so weit ist, braucht man als Zuschauer reichlich Geduld, denn der erste Teil entpuppt sich als kleindörfliche Charakterstudie mit viel zu vielen Protagonisten. Dazu schrammt „Vulkan“ manchmal arg am Kitsch entlang und übertreibt maßlos, spätestens wenn die von Lava zerrissene Eifel aussieht wie das Unglücksland Mordor aus „Herr der Ringe“. So eindimensional wie die hollywoodesken Plakate es suggerieren, mit denen RTL vor der Ausstrahlung die Städte zugekleistert hat, ist der Film aber keinesfalls. PEER SCHADER