Drang zum Pseudoskandal

betr.: „Schulz ohne Grund im Recht“, taz vom 9. 8. 05

Skepsis und Respektlosigkeit gegenüber Politikern – auch und gerade gegenüber Grünen-Bundestagsabgeordneten – stehen der taz immer gut zu Gesicht. Herbeigeredete Skandale und persönliche Ränke nicht. Leider erliegt nach der Inlandsredaktion nun offenbar auch wieder die Berlinredaktion dem Drang zum Pseudoskandal.

Ich kenne das Innenleben der Pankower Grünen nicht, aber ein bisschen Recherche hat ein Titelbeitrag der Berlin-taz schon verdient. Ich finde, dazu reichen nicht die Vorwürfe eines für politische Aktivitäten nicht bekannten Kreisverbandsmitglieds und eines Mitglieds, „das seinen Namen nicht nennen möchte, weil es den Konflikt lieber parteiintern austragen möchte“ – wobei es genau das Gegenteil tut. Es kann ja stimmen, dass Werner Schulz es mit der innerparteilichen Demokratie nicht so genau nimmt – aber ein paar mehr Anhaltspunkte dafür als den frühen Wahlplakatedruck sollte es schon geben, bevor das in der taz groß aufgemacht wird.

MARTIN BAYER, Berlin