Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Das sind so die Konzertankündigungen, bei denen man kurz stutzt und sich wundert: Was, der geht noch auf die Bühne? Tut er, ja. Es soll jetzt aber ein letztes Mal sein. Im Mai hat er 78. Geburtstag gefeiert, am Mittwoch gastiert er bei seiner Abschiedstour im Tempodrom, wo dann bestimmt zum Ende des Konzertes hin was von einem Haus in New Orleans zu hören sein wird. „The House of the Rising Sun“.

Also Eric Burdon. Der dieses Lied, ein traditioneller Folksong ungewisser Herkunft, gar nicht geschrieben hat. Er hat es mit den Animals aber so gesungen, dass er das Lied zu seinem gemacht hat. Was überhaupt die große Kunst des 1941 in Newcastle upon Tyne geborenen Sängers ist: Dass er sich vielen Liedern so angenommen hat, dass das dann nicht einfach nur Coverversionen waren, sondern mindestens: Deutungen, Aneignungen, Beschwörungen. Man sollte das ruhig im Hören nachprüfen, zum Beispiel mit „To Love Somebody“, ein Liedchen der Bee Gees, in das Burdon mit Soul und Verzweiflung Leben hineinpumpt, dass es zu bersten droht, das Lied. Und Respekt verdient Eric Burdon schon deswegen, weil er den selbst immer gezollt hat, den alten Bluessängern gegenüber, Bo Diddley, Nina Simone. Einen Respekt, den Burdon auch in den Liedern gleich direkt ausgesprochen hat, am irrsten wohl in seiner Verneigung vor „River Deep – Mountain High“ mit der delirierenden TinaTinaTina-Anrufung. Tina Turner, die mit dem Lied einen Hit hatte.

Das war alles in den Sechzigern. Bestimmt die musikalisch fruchtbarste Zeit von Eric Burdon. Was nicht heißen soll, dass da gar nichts mehr kam. Auch auf seinem letzten, 2013 erschienenen Album “'Til Your River Runs Dry“ ist sehr okaye Musik zu hören. Blues, Soul, die Stimme… Da steht auf dem Album nicht nur Burdon drauf. Und vielleicht hätte der Mann wie Johnny Cash zur „Großer alter Mann“-Werdung und einer allgemeineren Berühmtheit gefunden, wenn ihn Rick Rubin produziert hätte. Muss aber nicht. Reichen auch mittelgroße Männer für große Erinnerungen, bitte sehr: Eric Burdon & The Animals am Mittwoch im Tempodrom (Möckernstr. 10, 20 Uhr).

Zur Vorbereitung mit der passenden Einstimmung in die musikalischen Sechziger: Volle Kanne retro, also toll, die Cayman Kings am Samstag im Schokoladen. Sixties-Garage mit krachenden Gitarren, viel Echo, Orgel und dem lässigen Yéyé-Hüftschwung, obwohl die Band aus Lille auf Englisch singt und damit – mit dem Französischen – einen Charme-Trumpf noch stecken lässt (Ackerstr. 169, 20 Uhr).

Und natürlich der Pflichtsong von Eric Burdon & The Animals: „When I Was Young“.