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Archiv-Artikel

„Motivieren, nicht nötigen“

FESTIVAL Bei „Kunst die Welt“ geht es um alle großen Fragen – und das Gute, das Spaß machen soll

Björn Meyer

■ 36, ist einer der Organisatoren des „Kunst die Welt“-Festivals. Er arbeitet ansonsten für das Online-Netzwerk Campact.

taz: Unterhalb von „Weltrettung“ machen Sie’s nicht, Herr Meyer, oder?

Björn Meyer: Das ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Wir glauben natürlich nicht, dass ein kleiner Verein wie der unsere im Alleingang die Welt retten kann. Aber wir wollen sie uns Stück für Stück wieder aneignen.

Aber Sie verfolgen schon einen missionarischen Ansatz!

Ja. Aber eher mit Spaß als mit dem erhobenen Zeigefinger. Wir wollen die Leute motivieren, nicht nötigen.

Wie genau macht die Weltrettung Spaß?

Indem man etwa leckere vegetarische Gerichte ausprobiert oder bei uns Sachen gebraucht kauft, die man sonst neu teuer bezahlt hätte. Man kann sich auch einfach unterhalten lassen.

Ihr Motto ist: „Alles anders“. Wäre ein Schwerpunkt nicht sinnvoll gewesen?

Wir hatten ursprünglich das Thema Wachstum, aber darunter fällt ja auch sehr vieles. Letztes Jahr, als es um Konsum ging, war das etwas einfacher.

Heute ist das Thema „anders wirtschaften“. Da geht es um welche Form von Kapitalismuskritik?

Wir wollen Bilder, eine Vision von der Zukunft erzeugen. Regionaler soll es sein, gerade was Lebensmittel angeht, aber es soll auch wieder mehr geteilt werden, Autos genauso wie Wasch oder Bohrmaschinen.

Wollen Sie den Leuten was wegnehmen?

Nein, wir wollen nicht den Verzicht predigen, sondern die Vorzüge von „weniger“ herausarbeiten. Das Buch, um das es heute geht, heißt deshalb auch „Befreiung vom Überfluss“.

Aber der Kapitalismus an sich ist für sie schon okay?

Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, dass der Kapitalismus als System die Krisen immer wieder hervorruft. Aber ich sehe noch keine Alternative, vor allem in den Köpfen der Menschen.

INTERVIEW JAN ZIER

Bis Sonntag. Programm unter: www.kunstdiewelt.de