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Atommeiler weniger radioaktiv

Geringere radioaktive Einleitungen in die Elbe beim Abriss des AKW Brunsbüttel nach Einigung mit Anti-Atom-Inis

Von Sven-Michael Veit

Ole Eggers gerät ins Schwärmen. „Diese Einigung schreibt ein klein wenig Atomgeschichte“, sagt der Geschäftsführer des Umweltverbandes BUND in Schleswig-Holstein. Denn beim geplanten Abriss des stillgelegten Atomkraftwerks Brunsbüttel soll deutlich weniger Radioaktivität in die Elbe gelangen als zunächst genehmigt. Nur noch 2,7 Prozent der atomrechtlich zulässigen Menge soll in den Fluss gelangen. Das sieht eine Vereinbarung zwischen dem Betreiber Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB), eine Vattenfall-Tochter, dem BUND und zwei lokalen Anti-Atom-Initiativen unter Moderation des Kieler Umweltministeriums vor.

Von einer „guten und tragfähigen Lösung“, spricht der grüne Umweltminister Jan Philipp Albrecht. Die Möglichkeit, radioaktive Abwässer in die Elbe einzuleiten, werde deutlich reduziert. „Das wird zu einem positiven und möglichst reibungslosen Verlauf von Stilllegung und Abbau des Kraftwerks beitragen.“

Kurz vor Weihnachten hatte Albrecht den mehr als 700 Seiten dicken Genehmigungsbescheid für den „Rückbau“, wie die Demontage des Meilers offiziell heißt, an Pieter Wasmuth, Norddeutschland-Chef von Betreiber Vattenfall, überreicht. „Der Atomausstieg wird nun auch für jedermann sichtbar“, sagte Albrecht damals. Denn nun beginne die letzte Etappe für den ältesten Atomreaktor im nördlichsten Bundesland: Mitte der 2030er-Jahre werde „eine grüne Wiese an der Stelle des Kraftwerks“ sein, versprach Wasmuth.

Atomkritiker bemängelten indes, dass die Menge der Ableitungen radioaktiver Stoffe mit dem Kühlwasser in die Elbe gegenüber dem Leistungsbetrieb nicht gesenkt worden waren. Der BUND schloss einen aufwendigen Rechtsstreit nicht aus. „Voller unnötiger Belastungen für Mitarbeiter, Anwohner und Umwelt“ sei die Planung, kommentierte Karsten Hinrichsen von der Anti-Atom-Ini „Brokdorf Akut“.

Mit der jetzt getroffenen Vereinbarung sei ein wesentlich höheres Maß an Sicherheit für die Bevölkerung an der Elbe erreicht worden, sagt Eggers: „Mit dieser Festlegung werden Maßstäbe für andere laufende Verfahren in der Bundesrepublik gesetzt.“ Hinrichsen indes bleibt skeptisch: „Ich hätte gern mehr erreicht“, sagt er: „Die Reduktion ist zu gering, das ist kein Erfolg.“

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