Isabella Bortolozzi: Aus trüben Jungbrunnen schlürfen
Doch eher wie ein Alptraum erscheint der Traum von der ewigen Jugend beim Durchstreifen der Fantasielandschaft, die Veit Laurent Kurz bei Isabella Bortolozzi aufgebaut hat. Der Hunger nach Unsterblichkeit birgt dort zumindest eklig-schaurige Nebenwirkungen. In der Logik des Künstlers lässt er sich nur mit dem Verzehr von Fäkalien stillen, die von sogenannten Dilldappen stammen, sagenumwobenen Wesen aus dem Hunsrück. Kurz versetzt diese ins antike Pompeji, wo sie einem angeblichen Jungbrunnen mit ihren Ausscheidungen die entscheidende, noch dazu halluzinogene Zutat zufügten. Es ist ein irres Narrativ, ein komplexes Geflecht an Realität, Mythen und Fiktionen, das Kurz mit jeder Ausstellung enger um seine Kultur- und Konsumkritik strickt. Die neuen Skulpturen, die er mit Malerei und Video kombiniert, haben die Anmutung von Geisterbahnattrappen eines posttechnologischen, rasch zusammengebastelten Antike-Themenparks, zwischen denen sich die Dilldappen als Verkörperungen diffuser Ängste tummeln. (bsh)
Bis 29. 6., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Schöneberger Ufer 61
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