piwik no script img

Isabella BortolozziAus trüben Jungbrunnen schlürfen

Veit Laurent Kurz, „Kotofen #1“ (Nutrition and Drama Series), 2019   Foto: Roman März, Courtesy the artist and Galerie Isabella Bortolozzi, Berlin

Doch eher wie ein Alptraum erscheint der Traum von der ewigen Jugend beim Durchstreifen der Fantasielandschaft, die Veit Laurent Kurz bei Isabella Bortolozzi aufgebaut hat. Der Hunger nach Unsterblichkeit birgt dort zumindest eklig-schaurige Nebenwirkungen. In der Logik des Künstlers lässt er sich nur mit dem Verzehr von Fäkalien stillen, die von sogenannten Dilldappen stammen, sagenumwobenen Wesen aus dem Hunsrück. Kurz versetzt diese ins antike Pompeji, wo sie einem angeblichen Jungbrunnen mit ihren Ausscheidungen die entscheidende, noch dazu halluzinogene Zutat zufügten. Es ist ein irres Narrativ, ein komplexes Geflecht an Realität, Mythen und Fiktionen, das Kurz mit jeder Ausstellung enger um seine Kultur- und Konsumkritik strickt. Die neuen Skulpturen, die er mit Malerei und Video kombiniert, haben die Anmutung von Geisterbahnattrappen eines posttechnologischen, rasch zusammengebastelten Antike-Themenparks, zwischen denen sich die Dilldappen als Verkörperungen diffuser Ängste tummeln. (bsh)

Bis 29. 6., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Schöneberger Ufer 61

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen