WIE HOLOCAUSTLEUGNER EINE ZEITSCHRIFT HERAUSGEBEN
: Das braune Blatt

Sie sind alt und unermüdlich für die vermeintliche Wahrheit über den Holocaust und den Nationalsozialismus aktiv: Ursula Haverbeck, 84, und Rigolf Hennig, 77, sind die Hauptautoren der Stimme des Reiches. Trotz Verboten und Ermittlungen erscheint Die Stimme aus dem niedersächsischen Verden alle zwei Monate.

In der Januar-Februar Ausgabe 2012 hat Haverbeck ihrem Aufmachertext ein Zitat aus einem Kirchenlied vorangestellt: „Die Lüge wird gar fein geschmückt, man hilft ihr oft mit schwören [...] Die Lüge tut man ehren.“ Haverbeck liebt solch Zitatspiele, die strafrechtlich unverfänglich, szeneintern jedoch eindeutig genug sind. Die Autoren der Stimme sind aber auch gern deutlich. In der aktuellen Ausgabe Juli-August schreibt Hennig, der für die NPD bis vor kurzem im Verdener Stadtrat saß, dass die Alliierten nach 1945 in Dänemark „den deutschen Volksraum unter Verletzung des Selbstbestimmungsrechts verkleinert“ hätten. Ein Beitrag des verurteilten Holocaustleugners Horst Mahler findet sich ebenfalls in der Ausgabe.

Die Zeitung scheint die Nachfolge des Heftes Lebensschutz-Information LSI – Stimme des Gewissens zu sein, das bis zum Verbot der Verein „Collegium Humanum“ herausgab. Wenige Wochen nach dem Verbot des Vereins um Haverbeck im Jahr 2008 erschien die neue Stimme mit altbekannten Autoren. Im Bundestag fragte 2011 deswegen die SPD-Fraktion nach. Das Innenministerium bestätigt „partielle Überschneidungen“, erklärte aber: „Strafrechtliche Bewertungen obliegen den Strafverfolgungsbehörden.“

In Verden ist bei der Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen den Herausgeber der Stimme, Heinrich Mock, anhänglich – seit über einem Jahr. Anfang 2011 hatte das Bündnis „Gemeinsam gegen das Collegium Humanum“ die Ermittlungen ausgelöst. „Wir stehen erst am Anfang der Ermittlungen“, sagte gestern der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft.Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland