das europäische detail: „Te deum“ statt „Ode an die Freude“, bitte
Als Hymne der Europäischen Union ist seit 1985 Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ verabredet. Bei offiziellen Anlässen erklingen Töne, die festlich, ja, erhaben stimmen sollen. Textlich ist es, dieser Schnipsel aus der 9. Sinfonie des Komponisten, eine Nullnummer, die deutschen Verse Friedrich Schillers („Freude schöner Götterfunken“) gelten für die europäischen Zwecke nicht.
Mögen diese Klänge auch inzwischen die Hymne des nicht von vielen Ländern anerkannten postjugoslawischen Sprengels Kosovo sein: Es gäbe eigentlich eine viel schönere, viel mehr Länder meinende Hymne, und das ist das „Te deum“ des französischen Komponisten Marc-Antoine Charpentier. Aus dem 17. Jahrhundert stammt diese Tonfolge, sie ist im Geiste seiner Zeit gehalten, der des Endes französisch-englischer Kriege.
Charpentier als Name mag nur in der Musikwissenschaft geläufig sein, dem Publikum ist seine Melodie indes viel bekannter: als „Eurovisionshymne“, Erkennungszeichen internationaler TV-Produktionen seit den frühen fünfziger Jahren. Sie würde die Grenzen des EU-Empire überwinden, das wäre gut so. (JaF)
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