berliner szenen
: Unterwegs mit Planking Queen

Hannah grinst: „Sag mal ‚Klettergerüst‘.“ – „Klettergerüst.“ – „Du hast’nen nackten Mann geküsst.“ – „Ey.“ – „Komm schon. Bisschen Abwechslung würde dir guttun“, sagt Hannah. „Erzähl das mal Sophie,“ antworte ich. Hannah lacht. Wir sitzen im Café Cinema am Hackeschen Markt. Wir haben uns drei Monate nicht gesehen. Hannah war in Thailand. Arbeiten oder sich selbst finden, ich habe es schon wieder vergessen. Sie redet so schnell und aufgeregt, dass ich kaum hinterherkomme. Jedenfalls hat sie in Thailand das Planken für sich entdeckt. Oder hat sie das schon vorher gemacht, und ich war nur nie dabei? Ich blicke bei Hannah schwer durch. Aber eines weiß ich. Erst wenn ein Trend vorbei und vergessen ist, interessiert sie sich dafür.

„Man legt sich steif wie ein Brett irgendwo in den öffentlichen Raum und lässt sich dabei fotografieren“, erklärt sie. „Ich weiß schon, was planken ist“, antworte ich. „War vor zehn Jahren ja ein Riesending.“ Jetzt erzählt sie von einem Friedhof. Habe ich eine Überleitung verpasst? Warum redet sie nur so schnell? „Was?“, stoppe ich ihren Redefluss. „Ein Friedhof mit einer Schaukel. Hört sich eher an wie ein Kinderspielplatz“, wende ich ein. „Es ist beides, Friedhof und Spielplatz. Es gibt dort auch eine Wippe und einen Schwebebalken.“

„So was gibt’s?“ Ich sehe sie ungläubig an. „Wir sind in Berlin“, sagt sie. Natürlich will sie auf dieser Friedhofsschaukel planken, mich braucht sie als Fotografen, denn ein undokumentierter Plank sei wie ein Handy ohne Empfang – komplett sinnlos, meint Hannah. „Du hast dafür einen Extra-Instagram-Account?“, frage ich. Sie nickt. „Wie heißt der denn?“ Sie summt ‚Dancing Queen‘ von Abba. „Ah, ein Wortspiel. Sehr raffiniert.“ Hannah zeigt mir liebevoll ihren Mittelfinger. Dann gehen wir los, um das Foto zu machen. Daniel Klaus