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Die Ausweitung der Mampfzone

Jeder isst für sich allein, doch das muss nicht sein. Die Designstudentin Romane Jonet hat Objekte entworfen, die zum Austausch am Tisch einladen

Eine Gabel kann eine Grenzmauer sein. Zusammen mit dem restlichen Besteck trennt sie den eigenen Teller vom Rest des Esstischkontinents. Denn egal ob wir in stummer Familienroutine nebeneinanderher kauen oder ob wir ein gemeinsames Mahl unter Freunden als soziales Ereignis zelebrieren: der Esstisch, wie wir ihn heute kennen, ist in Einzelzonen aufgeteilt. Jeder isst für sich allein.

Romane Jonet will das ändern. Für „Agape“, ihre Bachelorarbeit im Fachbereich Applied Art and Design an der Hochschule Düsseldorf, hat die Französin Objekte entworfen, die Vermittler sein wollen, die Einladung und zugleich Notwendigkeit zum gemeinsamen Austausch sind.

Im theoretischen Teil ihrer Arbeit beschreibt sie, dass die Nahrungsaufnahme, wie so viele Bereiche des (westlich-europäisch geprägten) Lebens, von der Individualisierung und dem Wunsch nach Unabhängigkeit durchdrungen wird. Und sie schaut einige Jahrhunderte zurück, als das noch anders war. Getrunken wurde aus einem einzigen Trinkgefäß, gegessen aus demselben Topf, gesessen auf langen Bänken. Man interagierte zwangsläufig.

Messer, Gabel, Löffel, Glas, Esstischstuhl und vor allem der Teller: all diese uns selbstverständlich erscheinenden Gegenstände wurden erst nach und nach eingeführt, zunächst für die Wohlhabenden. Sie veränderten unsere Essgewohnheiten und vergrößerten den Abstand zwischen den Gästen.

Das Wort „Agape“ bezeichnet auf Französisch einen Festschmaus, eine Mahlzeit von Menschen, die miteinander verbunden sind. Agape steht auch für die von Gott inspirierte uneigennützige Liebe. Mit Agape will Romane ­Jonet die unsichtbaren Grenzen auf dem Esstisch einreißen. Für eine Ausweitung der Mampfzone.

Michael Brake

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