Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt:
Ein Lied, bitte sehr. Wie man das damals gesungen hat, Radios laufen / Platten laufen / Filme laufen / TVs laufen / Reisen kaufen / Autos kaufen / Häuser kaufen / Möbel kaufen / Wofür? Und dann kommt auch schon der Refrain, aber erst mal soll das mit dem „Platten laufen“ interessieren. Weil am Samstag wieder der Record Store Day gefeiert wird, an dem man dann im Plattenladen seiner Wahl den Kauf einer Schallplatte zur kulturellen Handlung stilisieren darf.
Dazu der Einkaufstipp: Man kann ja nach dem Album und den paar Singles suchen, die die Tandoori Knights um 2010 herum hinterlassen haben, eines der vielen Projekte von Arish Ahmad Khan alias King Khan, dem in Berlin lebenden kanadischen Musiker, der den scheppernden Garagenbeat immer wieder neu zu erfinden versteht. So herzerfrischend hinternkickend klingen/klangen auch die Tandoori Knights, die heute am Donnerstag in einer kurzzeitigen Wiedervereinigung im Roadrunner’s Paradise zu hören sind (Saarbrücker Str. 24, 20 Uhr, 15 €).
Die Rockgeschichte, eines der dickeren Kapitel, aus russischer Perspektive: NOM haben sich in den Mittachtzigern in St. Petersburg gegründet, das damals Leningrad hieß (und drumherum gab es da auch noch die Sowjetunion), und musikalisch darf man von der Band einen bunt arrangierten Russendisko-Mix aus Ska, Artrock, Folklore und notfalls auch Operngesang erwarten. Pluspunkte gibt es für alle, die in den (russischen) Texten und dem Auftreten der Band innerhalb des postsowjetischen Verweissystems den luziden Witz verstehen, am Freitag im Urban Spree (Revaler Str. 99, 20 Uhr).
Deutsches Kulturgut: „Die Regentrude“ ist ein Märchen von Theodor Storm, das man möglicherweise gar nicht zu kennen braucht an diesem Abend, weil man vielleicht sowieso nichts versteht in dem Übertrag ins Koreanische. Und wenn man doch mit ihr vertraut ist, darf man in der Villa Elisabeth am Samstag allemal erleben, wie einem die Regentrude ganz anders wird mit dem koreanischen Gesangs- und Performancekollektiv Heebie Jeebie Juice. Eintritt frei, Anmeldung bei kulturkorea.org muss sein (Invalidenstr. 3, 20 Uhr).
Nochmals der Rock. Und zwar einer, der krummherum nach vorn läuft und zu dem man Headbangen oder seinen Kopf zum Nachdenken darüber nutzen kann. Oder beides zusammen, wie das die Band ja auch macht, Them Moose Rush, ein Trio aus Kroatien am Mittwoch im Toast Hawaii (Danziger Str. 1, 20 Uhr).
Fehlt nur noch der Refrain von dem oben zitierten Ton-Steine-Scherben-Lied. Geht bekanntermaßen so: Macht kaputt / Was euch kaputt macht!
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