brief des tages:
Beschränkte Sichtweise
„Aufstehen reicht nicht“, taz vom 27. 3. 19
Da ist mehr in der Krise als nur der Parlamentarismus, wenn „zwei Drittel der Bürger ein Bewusstsein von der Notwendigkeit einschneidender Änderungen haben“, aber sämtliche Entscheidungsträger das Schuleschwänzen zu ihrer größten Sorge erheben. Nein, die ganze Politik ist in Krise. Schließlich sind Gewerkschaften, Umweltverbände, Medien alle von derselben Krankheit befallen: nur diejenigen Ziele zu nennen, die politisch machbar sind – und nicht diejenigen, die notwendig sind, um das Klima zu retten und die Auslöschung der Menschheit zu verhindern. So einfach drückt es Greta Thunberg aus. Und sie wird von der Jugend weltweit verstanden. Greffrath meint, linke Politik dürfe „nicht weniger fordern, als die Analyse erfordert“. Er meint seine Analyse des Parlamentarismus. Entsprechend seine Vorschläge, von der „Änderung des Parteiengesetzes“ bis zur „Herabsetzung des Wahlalters“. Aber was erfordert die Analyse der Wissenschaftler zur Zukunft der Menschheit? Einstellung umweltschädigender Industrien, des motorisierten Individualverkehrs, des Konsumrausches, des Außenhandels … Schade, dass Greffrath sich auf die Krise des Parlamentarismus beschränkt. Ingo Speidel, Stuttgart
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