Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um:
Wie hieß es doch in diesem Song von Jens Friebe so schön? „Fuck Penetration“. In diese Richtung scheint aktuell auch Jonathan Monk zu denken. In seiner Ausstellung „That’s About the Size of It“ in den neuen Charlottenburger Räumen von Meyer Riegger lässt der Künstler, der Kunst über Konzeptkunst macht, entspannte männliche Geschlechtsteile in zwei Remakes von Tom Wesselmanns poppiger „Bedroom Tit Box“ (1968–70) hängen. Der fragwürdig bis dämlichen historischen Original-Idee Wesselmanns mit einer lebendigen weiblichen Brust verpasst das aber keine wirklich luzide Wendung. In den oberen Räumen ist unter anderem Monks Version von Jeff Koons glänzender Edelstahlplastik „Rabbit“ (1986) zu sehen: Der Künstler ließ aus der prallen Hochglanz-Kunst 2009 einfach mal die Luft raus (bis 13. 4., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Schaperstr. 14).
Auch Wentrup ist jetzt neu in Charlottenburg. Für die Galerie hat der Designer Sebastian Herkner eine ehemalige Schalterhalle der Deutschen Bundespost umgestaltet. Eine ovale, zwei Säulen umlaufende Sitzbank wirkt als Blickfänger und Raumteiler. Der Münchner Bildhauer Olaf Metzel kontert in gewohnter Manier die neue Gediegenheit unter anderem mit einer Installation aus Zement-Skulpturen, die einer Reihe von altmodischen, hüfthohen und teilweise verdreckt wirkenden Pissoir-Becken ähnelt und den Titel „Milieufragen“ trägt. Die beiden ebenfalls ausgestellten metallischen Knick- und Knüll-Skulpturen Metzels mit den Titeln „King Kong Theorie“ sowie „Baise moi“ sind vermutlich eine Hommage an die französische Bestsellerautorin Virginie Despentes (bis 13.04., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Knesebeckstr. 95).
Welche Qual das Abfassen eines „Artist Statement“ – also die kurze schriftliche Darlegung des eigenen künstlerischen Ansatzes – bedeuten kann, wird bei Trey Abdella anschaulich. Das „Writing an Artist Statement“ des New Yorker Künstlers hängt neben Bildern von Botond Keresztesi und Olga Mikh Fedorova in der von Sigrid Hermann kuratierten Gruppenausstellung „Clusterfuck“ in der Future Gallery. Abdellas Bilder sind von Cartoonfiguren, Zombies und Monstern bevölkert, während die 3-D-Hologrammdrucke von der in Brüssel arbeitenden Künstlerin Olga Mikh Fedorova in der frostigen Ästhetik von Software-Renderings regelrecht erstarren. In den Airbrush- und Tuschezeichnungen von Botond Keresztesi aus Budapest verschmelzen antike Mythenwesen mit den Netzwerkgeräten der Gegenwart, die paradoxerweise das Vergessen befördern indem sie für die Erinnerung sorgen (bis 20. 4., Mi.–Sa. 13–18 Uhr, Schöneberger Ufer 59).
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