: Kampf der Kanzlerkinder
Junge Union wählt neuen Vorsitzenden in Berlin
Am Samstag tritt in Berlin der ganz außerordentliche und eben deshalb so genannte „Außerordentliche Deutschlandtag“ der Jungen Union zusammen. Der Bundesverband der Frühvergreisten lädt zum Kanzlerkindergarten, und zu erwarten steht ein fulminantes Hauen, Stechen und Haareziehen. Denn der Häschenschule christdemokratischer Wasser- und Kofferträger ist der Bestimmer abhanden gekommen. Der vormalige JU-Oberrabauke Paul Ziemiak wurde unlängst für zu trocken hinter den Ohren befunden und muss nun mit am Erwachsenentisch sitzen – als Generalsekretär der Gerontenpartei CDU ist er seither fürs Gebiss-Einweichen, Sudoku-Vorsagen und Abwischen zuständig.
Um den Vorsitz ihrer Jugendorganisation bewerben sich nun zwei Nachwuchskader, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Als Favorit wirft der Landtagsabgeordnete Stefan Gruhner aus dem thüringischen Schleiz sein Lätzchen in den Ring. Der stromlinienförmige Anzugbubi mit der Klugscheißerbrille leistet sich zwar eine spahnhaft offen gelebte Homosexualität, sichert sich nach rechts aber mit der Mitgliedschaft in der Burschenschaft Teutonia Jena ab – ein pflichtschlagendes Argument. In seiner Freizeit steht der Master of Business Administration aber auch für Zungenbrecher wie „Schwule Schleizer schwänzen schlenzend Schweizer Schwafelschulen“.
Herausgefordert wird der geschmeidige Gruhner von einem vier- bis fünfschrötigen Jungbullen aus Niedersachsen: Tilman Kubans Physiognomie zeigt eindrücklich, was moderne Landwirtschaft alles möglich macht. Der großrahmige Bullerjan mit dem blonden Haarkleid sieht seinem CDU-Landesvorsitzenden Althusmann ebenso aus der Rippe geschnitten wie einem hornlosen Hereford-Rind. Zu Kubans größten politischen Erfolgen zählen die Einführung eines Nachtzugs von Hannover ins heimatliche Barsinghausen sowie die Unterstützung eines dortigen Kulturzentrums namens „Krawatte“. Denn: Soziokultur, ja! Aber gepflegt muss sie sein!
Für den 31-jährigen Quadratspund spricht auch sein jugendliches Alter, der 34-jährige Kontrahent steht dagegen schon fast am Ende seiner JU-Flegeljahre. Wir freuen uns am Samstag auf zwei packende Paukanten – live im Kinderprogramm von Phoenix ab 13 Uhr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen