das ding, das kommt: Wächter über die Unruhe
Über die Ruhe zu wachen, war ihre eigentliche Bestimmung. Aber just während der Vorbereitungen zur gemeinsam mit dem National Folk Museum of Korea kuratierten Ausstellung „Uri Korea – Ruhe in Beschleunigung“ machten Recherchen der Kuratorin Susanne Knödel klar: Zwei koreanische Grabwächterfiguren – Muninseoks –, die sich seit 1987 in der Sammlung des kürzlich in Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) umbenannten Hamburger Völkerkundemuseums befinden, wurden illegal erworben. Am Dienstag, den 19. März, werden die beiden Figuren nun an die Republik Korea restituiert und gehen in die Sammlung des National Folk Museum of Korea über. Bis dahin sind sie noch in der Hamburger Ausstellung zu sehen – mit Erläuterungen ihrer Erwerbsgeschichte.
Wie die beiden Figuren, deren Ausfuhr verboten war, in den Kunsthandel kamen, ist unklar. 1983 schmuggelte ein deutscher Käufer sie in einem Umzugscontainer versteckt nach Deutschland, wo sie 1987 vom Museum angekauft wurden. Wie viel man damals über die Provenienz wusste, das weiß man nicht.
Seit 2014 wird die über 2.700 Objekte umfassende Korea-Sammlung des Museums mithilfe koreanischer Expert*innen im Rahmen des südkoreanischen National Research Institute of Cultural Heritage (NRICH) untersucht. Zwei Drittel der Sammlung sind bereits katalogisiert.
Im MARKK freut man sich, dass der Fall der beiden Wächterfiguren aufgeklärt werden konnte. Und weiß, dass noch viel zu tun bleibt. „Dieser Fall führt uns vor Augen, das die illegale Ausfuhr von historischem Kulturgut lange als Kavaliersdelikt gesehen wurde und ein Unrechtsbewusstsein meist nicht vorhanden war“, sagt Museumsdirektorin Barbara Plankensteiner. „In diesem Zusammenhang müssen auch die Museen selbstkritisch ihren ehemaligen Umgang damit hinterfragen.“Robert Matthies
„Uri Korea – Ruhe in Beschleunigung“: noch bis 1. Dezember 2020, MARKK, Hamburg. Die beiden Wächterfiguren sind noch bis zum 18. März zu sehen
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