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Verschärfte Jagd auf „Problemwolf“

Schleswig-Holstein gibt sich mehr Zeit für den Abschuss eines Wolfs und will mit der EU verhandeln

Von Sven-Michael Veit

Jan Philipp Albrecht ist wild entschlossen: „Wir wollen, dass dieser Wolf abgeschossen wird“, stellte Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister am Mittwoch in Kiel klar. Die Abschussgenehmigung für den Rüden „GW924m“ im Kreis Pinneberg, die am heutigen Donnerstag ausläuft, hat er deshalb um vier weitere Wochen verlängert. „Wir werden die Bemühungen weiter verstärken“, sagte Albrecht, wenn nötig, wolle er auch „weitere Optionen“ prüfen. So könnten mehr Jäger einbezogen und das Bejagungsgebiet erweitert werden: Die Wolfsjagd wird bis zum bitteren Ende gehen.

Der „Problemwolf“, wie Albrecht sagt, wird für etliche Angriffe auf Nutztiere verantwortlich gemacht, auch hinter Wolfsschutzzäunen. In so einem Fall sei der „ausnahmsweise Abschuss dieses Wolfes erlaubt“. Seit der Rückkehr von Wölfen nach Schleswig-Holstein 2007 wurden bislang 98 Attacken auf Schafe, Kälber und Ponys registriert, 75 der nachgewiesenen Wolfsrisse stammen aus dem Jahr 2018. Im Land leben vermutlich vier Wölfe dauerhaft.

Der Naturschutzbund trägt das Vorgehen mit. „Für die Art ist es besser, wenn einzelne Tiere nach strenger Prüfung der Umstände entnommen werden, bevor eine Stimmung aufkommt, alle Wölfe zu töten oder zu vertreiben“, sagt Nabu-Landesgeschäftsführer Ingo Ludwichowski. Auch der BUND will gegen den Abschuss nicht vorgehen. Der Verein Wolfsschutz-Deutschland hingegen bezeichnet die Genehmigungen als widerrechtlich. Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation WWF Deutschland widerspricht die Abschussgenehmigung bundesweiten Empfehlungen.

Gemeinsam mit dem niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies (SPD) hat Albrecht der EU-Kommission in einem Brief angeboten, über „mögliche Ausnahmen in Bezug auf große Beutegreifer“ beim EU-Artenschutz zu verhandeln. Die Zeiten für Wölfe werden ungemütlich.

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