: Schurken mit Rehaugen
Soll man niedlichen Tierbabys in Not helfen?
Die Landestierschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Katharina Erdmann, warnte Naturfreunde gestern via dpa davor, „vermeintlich hilflose Jungtiere“ am Wegesrand aufzusammeln. Recht so! Denn hinter der Maske des verlassenen Rehkitzes, Feldhäschens oder Frischlings verbergen sich oftmals gewissenlose Trickbetrüger, die keine Sekunde zögern, die Tierliebe der meist betagten Wandersleute auszunutzen. Einmal in Obhut genommen, beginnen die Ausbeuter mit Fellnase bald Ansprüche zu stellen. Zunächst wird bloß ein Plätzchen im Trockenen gefordert, doch nach wenigen Nächten ist plötzlich das Bett okkupiert. Und was mit einem erbettelten Groschen für den Futterautomaten im Wildpark beginnt, wächst sich schnell zum finanziellen Albtraum aus. Plötzlich muss dringend eine neue Heizung für die denkmalgeschützte Familien-Suhle im Stadtwald oder eine teure Ausbildung zum Skihaserl in Sankt Moritz bezahlt werden. „Ist das Tier unverletzt, benötigt es keine Hilfe und man sollte zügig weitergehen“, rät Fachfrau Erdmann. Sicherer aber ist es, dem gefährlichen Ponzi- und Kindchenschema der Natur im Frühjahr ganz den Rücken zu kehren und Begegnungen mit heimischem Wildbret auf geeignete Gastronomien zu beschränken.
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