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Unser Verleger

Karl-Heinz Ruch, der Geschäftsführer der taz, wird am Sonntag 65 Jahre alt: Und das ist nur einer der Gründe, ihn zu preisen

Von Jan Feddersen

Man dürfte ihn nicht fragen, ob diese Zeilen über ihn überhaupt erscheinen dürfen. Besser kein Risiko, denn sie sollen ja öffentlich gesagt werden: Karl-Heinz (Kalle) Ruch, der Geschäftsführer der taz seit ihrer Gründung, ist gemessen am Berufsstand des gewöhnlichen Journalistenmenschen, von schockierender Uneitelkeit.

Geboren 1954 in Löningen, was in jenem Teil Niedersachsens liegt, der so katholisch geprägt ist wie nur wenige Ecken sonst des Landes, genießt er unter Berufskolleg*innen, unter Verlegern und Geschäftsführern eines Medienunternehmens wie er, mehr als nur Respekt: Was hat er, was wir nicht haben? Was befähigte ihn – und tut es noch –, ein Medienhaus wie das der taz durch alle ökonomischen Krisen zu lavieren? Seine Expertise wird geschätzt. Werden die raren Texte, die er – eher ungern – verfasst, auf der aus-der-taz-Seite veröffentlicht, nehmen die Branchendienste diese seine Zeilen wie barometrische Feinprognosen wahr.

Der frühere taz-Redakteur Tom Schimmeck schrieb mal über ihn: „Er ist die Macht des Faktischen, der deus ex vacuo.“ Und Arno Widmann, Chefredakteur einst, als die taz noch in jeder Hinsicht alternativ zu allem war, auch zum klassischen Begriff des Linksseins, fasste seine Sicht auf den Geschäftsführer der taz so zusammen: „In Wahrheit ist er die taz.“

Jedenfalls: Die taz existiert, und sie wird es weiter, noch lange. Kalle Ruch hat die Idee, der taz ein neues Haus zu bauen, realisiert – mit großer Liebe zum Architektonischen, bis in die Details. Ohne ihn … Unfug, Schluss mit den huldigenden Sätzen. Wahr ist nämlich auch, dass man mit ihm intrigenfrei auskommen kann, er neigt zur klaren Ansage: Gut ist immer, was der taz nützt. Er hat Projekte beendet, wenn sie die gesamte taz in Schwierigkeiten brachten, er hat immer auch Nein sagen können. Der digitalen Transformation hat er in der taz in gewisser Weise Türen geöffnet – und Stellen ermöglicht –, er hat das taz lab loyal begleitet und nie zur Disposition gestellt, hoffend, dass die jährlichen taz-Kongresse Publikum anziehen, das bislang nicht zu unserer Community zählt.

Er ist von umgänglicher Art, freundlich, die nicht ins Leutselige sich verläppert. Und er ist treu, der taz – und vielen Kolleg*innen aus den Anfangstagen der Zeitung. Sie schützt er, weil sie ihn an die anarchische, ökonomisch noch nicht sehr wohlsortierte taz Zeit erinnern.

Sein Nettestes ist sein Lachen, eher scheu wie verwundert über den Anlass der Belustigung. Vor einem Geburtstag Glückwünsche auszusprechen ziemt sich nicht. Sonntag wird er 65 Jahre. Sollen dann Blumen auf ihn regnen, natürlich fair gehandelte: Er hat jede einzelne verdient.

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