: Computer nicht nur zum Spielen
Mehr Computer für die Schulen und Unterricht online: Schulsenator Klaus Böger will, dass Schüler überall und jederzeit lernen können. Jedes dritte Klassenzimmer soll daher Internetzugang haben, die Laptop-Lieferungen dauern aber noch etwas
VON RAFAEL BINKOWSKI
Zwölf Berliner Schüler teilen sich derzeit einen Computer. Schulsenator Klaus Böger (SPD) will diese Quote jetzt senken – mit seinem 23 Seiten starken „Masterplan für eEducation in Berlin“. Wie hoch die Computer-pro-Schüler-Quote werden soll, sagt Böger zwar nicht, nur so viel: Der PC soll zum Teil des Unterrichts werden. 7 Millionen Euro sollen dafür jedes Jahr an die Schulen fließen. In 100 Schulen soll es Projekte geben, damit die Schüler den PC nicht nur fürs Spielen verwenden.
Nicht umsonst hatte sich gestern Klaus Böger die Konrad-Agahd-Grundschule in Neukölln als Ort ausgesucht, um seinen Plan vorzustellen. Gerade weil die Grundschule einen Ausländeranteil von 85 Prozent hat und viele aus sozial schwachen Familien kommen, hat Rektor Uwe Quandt seine Einrichtung zur Modellschule gemacht: Die Computer stehen in allen Klassenzimmern und sind in den Unterricht integriert.
„Auf einen Schüler kommen im Schnitt 3,5 Rechner“, freut sich der Rektor. Die Pennäler nutzen den PC wie selbstverständlich und sind mit Powerpoint oder Frontpage aufgewachsen. Die Lehrer haben sich fortgebildet, und der Hausmeister hat in den Ferien beim Umbau geholfen. Quandt: „Es ist kein Zufall, dass gerade hier im Neuköllner Norden mit vielen bildungsfernen Familien die am besten ausgestattete Schule in Berlin steht.“ Hier wolle man der Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken.
Wie sieht er nun aus, der Masterplan von Klaus Böger? „Wir wolle digitale Lerneinheiten ins Netz stellen“, erklärt der SPD-Politiker. Die Schüler sollen zu jeder Zeit und an jedem Ort lernen können. Auch von zu Hause oder am Nachmittag in der Ganztagsschule. So erhalten zum Beispiel 20 Schulen Lernprogramme für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und Französisch. An 80 Schulen arbeiten die LehrerInnen „Lernpfade“ für verschiedene Fächer und tauschen online ihre Erfahrungen aus.
An zehn Schulen in sozialen Brennpunkten gibt es Fortbildungen für Eltern und Schüler, um den Umgang mit Computer und Internet zu lernen, und nebenbei auch noch die deutsche Sprache. Und: An fünf Schulen werden Materialien ausgearbeitet, damit die Schüler zum Beispiel in Deutsch zu Hause eigenständig arbeiten können.
Böger legt Wert darauf, dass mit dem Computer Inhalte vermittelt werden müssen. „Wir dürfen nicht wie in den 70er-Jahren einfach Sprachlabors an die Schulen stellen und glauben, dann würden die Kinder von selbst lernen.“ Daher müssten die Lehrer fortgebildet werden, dafür gebe das Land rund 1,5 Millionen Euro jährlich aus. Besonders vorbildliche Schulen sollen mit einem IT-Qualitätssiegel auszeichnet werden.
Damit das Konzept aufgeht, müssen die Schulen genügend Rechner haben. „Wir wollen, dass bis zu einem Drittel der Klassenzimmer mit Computern ausgestattet sind“, erklärte Nikolai Neufert, der bei der Senatsverwaltung für IT-Einsatz in Schulen zuständig ist. Schon heute gebe es in allen Berliner Schulen einen Computerraum. Künftig soll es mindestens ein Server und ein DSL-Zugang sein.
Dafür stehen jedes Jahr 5,1 Millionen Euro zur Verfügung, die Klaus Böger bei der Lotterieverwaltung locker gemacht hat. Dazu kommen rund 2 Millionen Euro an europäischen Fördermitteln. Und natürlich ist es nicht damit getan, die PCs in die Schulen zu stellen. „Wer kennt das nicht: Alles ist angeschlossen, trotzdem funktioniert der Computer nicht“, meinte Klaus Böger. Daher sind 40 Stellen geschaffen worden, um den so genannten „Support“ zu sichern. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält das allerdings nicht für ausreichend.
Bis Laptops und kabellose PCs an den Schulen zum Alltag gehören, wird es noch etwas dauern. „Wir wollen zum Jahresende damit an einigen Gymnasien anfangen“, erklärt Nikolai Neufert. Jedem der 320.000 Berliner Schüler ein Notebook zu geben sei aber unbezahlbar. Neufert räumte ein, dass man noch kein Konzept habe, wie die teuren Geräte ausgeteilt werden.
Ein Wort zur Diskussion über Microsoft und die Verwaltung konnte sich Böger nicht verkneifen: „Alle Aufträge werden offen ausgeschrieben. Aber wenn die Telekom, Microsoft oder Apple uns Modellprojekte an Schulen anbieten, ist das okay.“