: Es blühen die Magnolien
Nordkoreas Führer Kim Jong Un ist auf Reisen
Es geht eine Träne auf Reisen, aber es ist eine Freudenträne. Lang, lang ist’s her, dass wir über den führenden Führer des vorbildlichen nordkoreanischen Reiches, den großen Genossen Marschall Kim Jong Un, berichten durften. Hatte er sich doch, nachdenklich, wie sein Wesen als Weltenlenker nun einmal ist, einige Zeit vom globalen Geschehen zurückgezogen und über die Zukunft des Universums sinniert.
Doch nun ist „Nordkoreas Machthaber mit dem Zug nach Vietnam aufgebrochen“, wie die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag freudig berichtete. Kim habe den Bahnhof der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang am Samstag nach einer Verabschiedung durch eine Ehrengarde verlassen. Und siehe, plötzlich blühen die Magnolien am Wegesrand. Ein zauberhafter Duft liegt über den Gleisen, auf denen der herrliche Herrscher zu seinem zweiten international beachteten Treffen mit dem amerikanischen Staatsmann Donald John Trump eilt.
Hunderttausende säumen den Weg, schwenken Hüte und Babys, Blumensträuße und Kochtöpfe, Poster und Plakate mit dem Konterfei des geliebten Führers der Demokratischen Volksrepublik Korea. In seiner Begleitung ist wie immer bei Dienstreisen seine vorzügliche jüngere Schwester Kim Yo Jong, deren Amtstitel „Einzigartige Fachkraft auf dem Feld der weltweiten Diplomatie“ nur ausschnittartig umreißen kann, welch hohe Fähigkeiten die nächste Verwandte Kim Jong Uns entwickelt hat. Die Schreie der Verzückung an der Zugstrecke von Pjöngjang nach Hanoi gelten beiden hochgeborenen Geschwistern gleichermaßen.
Und wenn die führenden Kims vom zweiten Gipfeltreffen mit Trump am Mittwoch und Donnerstag in Vietnam auch noch einen Friedensvertrag mit nach Hause bringen, dann wird mit unumstößlicher Gewissheit nicht nur dem unübertrefflichen Kim Jong Un in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang ein Denkmal von gigantischer Überlebensgröße gesetzt. Inbrünstig wird das Volk zu seinen Ehren ein Loblied singen: „Lasst uns ewig diesen Hefekloß preisen, / Unbegrenzt reich und stark.“
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