: Gefühltes Abhängen
Das Laberwort des Jahres ist schwer in Mode
Die Schwätzer im öffentlichen Raum haben ein neues Modewort entdeckt. Gerade vor den anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland heißt es überall: „Die Menschen fühlten sich abgehängt.“ Schluss! Stopp! Ende! Wir können es zum Henker nicht mehr hören! Da spult zum Beispiel der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, am Montag im Handelsblatt die neue Superphrase routiniert herunter: „Aber es gibt ländliche Räume, in denen sich die Menschen abgehängt fühlen.“ Oder es labert kürzlich in Krefeld der oberste Staatshänger Frank-Walter Steinmeier in gefühltem, aber grammatikalisch falschem Deutsch von jenen, die unerreichbar seien, „weil sie sich ‚der Politik‘ fern, entfremdet oder abgehängt fühlen“. Jemand fühlt der Politik abgehängt! Hauptsache, Jefühl, wa! Oder der Grünen-Chef Robert Habeck trötet ins gleiche bettpfannendumme Horn: „Wir müssen einen Beitrag dazu leisten, dass Orte im Osten nicht abgehängt werden.“ Wer Orte abhängt, der hängt bestimmt irgendwann auch Menschen auf. Wie eine Klette anhänglich ist diese totale Blablahülse. Genug des Abhängens! Schluss! Aus! Sense!
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