: Mehr Geld für Jugendliche
Die Grünen wollen die offene Jugendarbeit stärken und die Zusammenarbeit mit Schulen und Sportvereinen ausbauen. Auch Geflüchtete sollen besser unterstützt werden

Von Stefan Simon
Die Grünen wollen mehr Geld für die offene Jugendarbeit ausgeben. Ein Positionspapier zu diesem Thema stellte die Fraktion am gestrigen Freitag vor. Die Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen wie dem Sielwallhaus, die Buchte, die Boxzeile Huchting oder dem Mädchenkulturhaus leisteten gute Integrations- oder Bildungsarbeit, sagte die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, Sahhanim Görgü-Philipp. Diese müssten bestärkt werden.
Zwar sei das Budget der offenen Jugendarbeit im vergangenen Jahr um 400.000 Euro aufgestockt worden, das Geld sei aber überwiegend in die Kosten für Mitarbeiter*innen, Strom und Heizung investiert worden. Und nicht etwa in Musikprojekte, Beratung für Geflüchtete oder in Bildungsreisen. Deshalb sollen in den Jahren 2020 und 2021 500.000 Euro jährlich mehr für die offene Jugendarbeit ausgegeben werden.
Zusätzlich wollen die Grünen, dass die Mittel der offenen Jugendarbeit für die geflüchteten Jugendlichen um 200.000 Euro aufgestockt werden.
Mehr Geld allein sei aber keine Lösung, sagte Görgü-Philipp. „Wir müssen die Strukturen vor Ort verbessern.“ Dazu gehöre, die Schnittstellen zwischen Schulen, Sportvereinen und Jugendhilfe zu intensivieren. Und: „Es muss zusätzliche Angebote für die Jugendlichen geben.“
Für die jährliche Verteilung der finanziellen Mittel ist der Controllingausschuss zuständig. Er soll nach dem Willen der Grünen reformiert werden. Der Controllingausschuss wird von Träger*innen der offenen Jugendarbeit, den jeweiligen Beiräten und dem Amt für Soziale Dienste vertreten. Sie sollen durch Vertreter*innen der Jugendbeiräte erweitert werden. Außerdem wollen die Grünen prüfen lassen, ob eine Umstellung auf eine mehrjährige Verteilungspraxis der finanziellen Mittel möglich wäre, damit für die Controllingausschüsse mehr Planungssicherheit gegeben ist.
Wie knapp es finanziell um die Arbeit in Kinder- und Jugendhäuser steht, zeigt das jüngste Beispiel aus Gröpelingen, über das die taz vergangene Woche berichtet hatte. Das Kinderatelier Roter Hahn von Kultur vor Ort und das Spielhaus Bexhöveder Straße stehen vor dem Aus, wenn das fehlende Geld vom Senat nicht aus weiteren Mitteln aufgebracht wird. Die Linke stellte dazu einen Antrag im Jugendhilfeausschuss. Dieser beschloss wiederum, zu prüfen wie die beiden Jugendhäuser doch noch finanzielle gerettet werden können. Es fehlen 40.000 Euro.
Die Fraktionssprecherin der Linken, Kristina Vogt, sagte der taz, dass immer wieder wichtige Projekte für Kinder und Jugendliche vor dem Aus stünden, obwohl die Etats für die offene Jugendarbeit jährlich stiegen. Weil aber auch gleichzeitig Betriebs- oder Sanierungskosten steigen, bliebe wenig für die Jugendarbeit übrig, sagte Klaus Möhle, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Derzeit gibt die Stadt für die offene Jugendarbeit rund 7,8 Millionen Euro aus. Bei der Verteilung wird auch die soziale Lage des jeweiligen Stadtteils berücksichtigt sowie die Zahl der dort lebenden Jugendlichen. Die finanzielle Schieflage sei auch eine Folge aus der jahrelangen Sparpolitik, so die Grünen, die seit zwölf Jahren in Bremen mitregieren.
Gleichzeitig stieg jedoch die Zahl an Jugendlichen in Bremen deutlich an. Von 2015 bis 2017 nahm die Gruppe junger Menschen um 5.000 auf 139.000 Bewohner unter 25 Jahren zu. Dies entspreche rund einem Viertel der gesamten Bevölkerung Bremens. Ein hoher Anteil davon seien geflüchtete Jugendliche.
Die Planungen der Träger offener Jugendarbeit für 2019 sind abgeschlossen. Deswegen wollen die Grünen ihre Positionen in den nächsten Haushaltsentwurf 2020 und 2012 einbringen. „Wir haben in der Koalition dafür gesorgt, dass wir wieder finanzielle Spielräume haben“, sagt Görgü-Philipp.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen