: Bei den Investoren kehrt ein wenig Ruhe ein
EUROKRISE Die Finanzmärkte normalisieren sich: Deutschland muss wieder Zinsen zahlen; die Risiko- aufschläge für Portugal und Irland sinken. Nur Gold wird teurer, weil Anleger eine Inflation fürchten
BERLIN dpa/taz | Die Europäische Zentralbank hat auf den Finanzmärkten bisher nicht eingegriffen, sondern es bei Ankündigungen belassen. Doch bereits dies hat gewirkt: Die Anleger beruhigen sich, wie am Mittwoch verschiedene Auktionen zeigten.
So musste Deutschland für einen zweijährigen Kredit wieder Zinsen zahlen: Die Finanzagentur stockte eine Schatzanweisung um 4,08 Milliarden Euro auf, die im September 2014 fällig wird – und die Anleger verlangten eine durchschnittliche Rendite von 0,06 Prozent.
Dies ist zwar immer noch extrem billig und liegt weit unter der Inflationsrate. Aber bei der letzten vergleichbaren Aktion musste der Bund nur 0,0 Prozent bieten – und davor war es sogar gelungen, Papiere zu Negativzinsen zu platzieren. Damals zahlten die panischen Investoren also eine Prämie dafür, dass sie Deutschland Geld leihen durften. Doch inzwischen sehen sie die Eurokrise gelassener.
Umgekehrt sinken daher die Zinsen für die Krisenländer. Portugal platzierte eine 18-monatige Anleihe und musste nur noch 2,97 Prozent Zinsen zahlen. Zuvor waren es 4,54 Prozent gewesen. Ähnlich stark sanken die Zinsen für ein 6-Monats-Papier.
Leichte Entwarnung gibt es auch bei Irland: Die Rendite für 10-jährige Papiere liegt wieder bei unter 5 Prozent. Zeitweise waren die Zinsen auf über 14 Prozent gestiegen – und hatten Irland unter den europäischen Rettungsschirm EFSF gezwungen. Irland hofft jetzt, dass es 2013 an die Kapitalmärkte zurückkehren kann und dann nicht mehr auf die europäischen Hilfskredite angewiesen ist.
Allerdings fürchten einige Anleger, dass demnächst eine Inflation drohen könnte. Daher steigt der Goldpreis. Er lag am Mittwoch bei 1.779,10 US-Dollar pro Unze und erreichte damit den höchsten Stand seit mehr als sechs Monaten. Analysten rechnen mit einem weiteren Anstieg, denn nicht nur die EZB ist bereit, auf den Finanzmärkten einzugreifen. Auch die Fed, die Bank of England und die japanische Zentralbank kaufen die Staatsanleihen ihrer Regierung auf.
Mehr Transparenz bei EZB
Um die Anleger noch weiter zu beruhigen, will die EZB künftig auf Transparenz setzen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, kann sich EZB-Chef Draghi vorstellen, die Sitzungsprotokolle zu veröffentlichen. Bisher sind sie 30 Jahre lang geheim. UH
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