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Archiv-Artikel

„Nur noch zehn Knoten“

VORTRAG Vielleicht gibt es in wenigen Jahren Segel-Frachtschiffe. Die Jade-Hochschule arbeitet dran

Bernhard Schwarz-Röhr

■ 54, ist Diplom-Physiker am Institut für Maritime Studien an der Jade-Hochschule in Elsfleth und Leiter des Projekts „Alternative Schiffsantriebe“.

taz: Herr Schwarz-Röhr, das größte Segelschiff der Welt war die „Wyoming“ mit 137 Metern Länge und sechs Masten – ein Frachtschiff kann durchaus die doppelte Länge haben. Werden wir bald 12- bis 15-Master erleben?

Bernhard Schwarz-Röhr: Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber die meisten Schiffe, also die, die nicht um den halben Erdball fahren, sind ja durchaus kleiner, so um die hundert bis 130 Meter.

Kann die Crew eines Frachters denn überhaupt segeln?

Nein, normalerweise nicht. Das würde auch viel zu viel Personal in Anspruch nehmen. Es gibt aber bereits jetzt schon vollautomatische Segelboote, die per Knopfdruck bedient werden.

Können die auch per Knopfdruck wenden?

Leider nicht. Man bräuchte für solche Manöver noch einen zusätzlichen Antrieb. Ein segelbetriebenes Frachtschiff kann ganz sicher nicht ohne Hybridtechnik funktionieren.

Wird die Energie dafür ebenfalls alternativ erzeugt?

Das wäre natürlich ideal, und ein Teil unseres Projekts besteht auch aus der Bestandsaufnahme alternativer Antriebe. Irgend etwas Windgetriebenes wäre da natürlich am interessantesten. Es gibt zum Beispiel die Idee, eine Art horizontale Windmühle aufs Schiff zu stellen und mit ihrer Hilfe Strom zu gewinnen. Aber das steckt alles noch in den Anfängen.

Ein Segelschiff ist nicht sonderlich schnell ...

Nun ja, aber Frachtschiffe werden aufgrund des teuren Treibstoffes auch immer langsamer, und wenn er noch teurer wird, was zu erwarten ist, dann werden Containerschiffe möglicherweise bald nur noch zehn Knoten schnell fahren – und das kann ein Segelschiff auch.  INTERVIEW: SIMONE SCHNASE

20 Uhr, Haus der Wissenschaft