piwik no script img

Dreckige Daten

Forscher finden USB-Stick in Seeleopardenkot

Diese treuen Knopfaugen können offenbar doch lügen Foto: ap

Wenn Daten verschwinden, werden meist russische Hacker beschuldigt, auch wenn manchmal bloß der Pickel-Teenie von nebenan dahintersteckt. Neuseeländische Seeleoparden hat dagegen noch nie jemand des Datendiebstahls verdächtigt, obwohl die Biester beim Phishing richtig große Nummern sein sollen.

Doch gestern tauchte eine AFP-Meldung auf, die ein Zwielicht auf die Pelzfische mit dem Hundeblick wirft. Tierforscher fanden jüngst allen Ernstes in der Notdurft eines Seeleoparden einen USB-Stick mit Fotos. Die Kacke hatte der Meeresbewohner bereits im November 2017 ausgeschieden, allerdings hatten die Forscher sie damals unbesehen eingefroren. Warum auch nicht, Robbenkot kann man immer brauchen – falls Gäste mal unangemeldet zum Forschen vorbeikommen.

Trotz Aufenthalts in Verdauungstrakt und Gefriertruhe enthüllte der schier unverwüstliche Memorystick den koprophilen Wissenschaftlern also sein spektakuläres Geheimnis: Der Haufen enthielt geheime Foto- und Videoaufnahmen von nichts ahnenden Seelöwen, aufgenommen von Bord eines blauen Kajaks.

Nun muss man wissen, dass sich beide Arten seit ehedem spinnefeind sind. So finden Seeleoparden die Mähnen der Mähnenrobben affig, Seelöwen halten wiederum den Flecktarn-Schick von See­leoparden für degoutant – außerdem streiten sich die ewigen Rivalen seit Jahrzehnten um die besten Liegeplätze an der antarktischen Riviera.

Bei den im Darm geschmuggelten Fotos handelt es sich also mit Sicherheit um den ersten aktenkundigen Spionagefall im Tierreich, wenn auch unter menschlicher Komplizenschaft. Nach dem Halter des blauen Kanus wird jedenfalls gefahndet. Derzeit werden Überwachungsfotos aus den Gewässern der Auckland-Inseln ausgewertet. Wo die nun wieder aufgetaucht sind, will man lieber gar nicht wissen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen