heute in bremen
: „Gute Kunst braucht keinen Wettbewerb“

Foto: privat

Manfred Schlösser, 65, war Pressesprecher des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie, ist Mitgründer der KaF-Gruppe und will gerne Zeichenkurse geben.

Interview Moritz Warnecke

taz: Herr Schlösser, wie viel Aufmerksamkeit bekommt man als Künstler*in in Findorff?

Manfred Schlösser: Als Einzelkünstler stehen Sie schon ziemlich alleine da. Ich habe auch schon Einzelausstellungen gemacht, dabei war es immer sehr mühsam die Aufmerksamkeit der Leute zu gewinnen. Deshalb haben wir Künstler*innen aus Findorff uns auch zusammengeschlossen.

Warum ist es denn so wichtig, sich mit anderen Künstler*innen zu vernetzen?

Erst mal kann man sich gegenseitig helfen. Jeder Künstler hat seine Selbstzweifel und wenn man mit Leuten zusammenarbeitet, die auf der gleichen Erfahrungsstufe stehen, dann kann man sich darüber austauschen. Außerdem spricht man über Techniken oder diskutiert Motive, was natürlich auch vielmehr Spaß mit sich bringt. Darüber hinaus werden wir im Stadtteil viel besser wahrgenommen, seit wir gemeinsam Kunst aus Findorff gegründet haben.

Wie stellen Sie das an?

Neben der Ausstellung heute verzichten wir sonst großteils auf den Galerieeffekt.

Was meinen Sie damit?

Das heißt, wir möchten unsere Kunst niedrigschwellig zeigen, etwa in Läden. Viele Menschen trauen sich ja gar nicht in eine Galerie zu gehen, weil sie dort ihre eigene Unwissenheit fühlen. In den Geschäften ist das anders, weil die Kunst nicht so im Mittelpunkt steht. Deshalb suchen wir auch gezielt den Kontakt zu den Findorffer Geschäftsleuten. Zurzeit sind wir auf der Suche nach Räumen zur Zwischennutzung. Am liebsten würden wir eins der leerstehenden Geschäfte mit Leben füllen.

Ausstellung „KaF – Kunst aus Findorff“ – Kunst von Künstler*innen aus Findorff: 18 Uhr, DKV-Residenz in der Contrescarpe, Am Wandrahm 40-43

In puncto Kunst denkt man in Bremen zunächst ans Viertel oder an die Neustadt, stehen Sie in Konkurrenz zu den Stadtteilen?

Nein, ich finde gute Kunst berührt emotio­nal die Menschen. Da braucht man keinen Wettbewerb draus zu machen.

Finden sich auch Findorffer Motive in Ihrer Kunst?

Ja natürlich, ich selber mache gerne „Urban Sketching“. Dabei gehe ich zum Beispiel in die Kneipe oder auf die Straße und zeichne spontan auf, was ich sehe. Anschließend schreibe ich eine kleine Geschichte dazu. In der Ausstellung sind davon auch acht Werke über Findorff zu sehen.