: Wahlbezirk der Gutsituierten
Zwischen Spree, Tiergarten und Autobahn 100 liegt das Zentrum Westberlins. Bei der Bezirksreform vor vier Jahren wurde aus den beiden wohlhabenden Kiezen Charlottenburg und Wilmersdorf ein großer. Laut Bezirksamt hat hier jeder Dritte Abitur – das ist Rekord in der Stadt. Auch in anderen Punkten liegt der Bezirk mit seinen 308.000 Einwohnern berlinweit vorne: In der „City West“ gibt es die meisten Einzelhandelsgeschäfte (2.882) und die größte Arzt- und Zahnarztdichte.
Auch das Kulturangebot strahlt über den Bezirk hinaus: Zu den 32 Bühnen zählen die Deutsche Oper Berlin, das Theater des Westens, die Schaubühne am Lehniner Platz, das Renaissance-Theater und das Theater am Kurfürstendamm.
Die Kiez-BewohnerInnen sind parteipolitisch stärker organisiert als anderswo. Der SPD-Kreisverband hat fast 3.000 Mitglieder, derjenige der CDU rund 2.400. Dadurch reden beide in ihrem Landesverband ein bedeutendes Wörtchen mit, wenn dort über KandidatInnen und Inhalte entschieden wird. Mit einem Migrantenanteil von 18 Prozent liegt der Bezirk im berlinweiten Mittelfeld, ebenso mit der Arbeitslosenrate von 17,5 Prozent.
Bei der Bundestagswahl 2002 ähnelte das Zweitstimmen-Ergebnis dem der Erststimmen. Mit einer einzigen Ausnahme: Die SPD-Kandidatin Petra Merkel erhielt vor drei Jahren deutlich mehr Stimmen als ihre Partei. Ein Grund dafür war auch die Kampagne der Grünen: Die baten ihre WählerInnen, ihre Erststimme der Sozialdemokratin zu geben. Der Bundestrend bestimmt jedoch mit, wer das Direktmandat gewinnt. Die SPD lag bei den Zweitstimmen vor drei Jahren mit 32,8 Prozent knapp vor der CDU mit 30,3 Prozent. Die Grünen bekamen 22,5 Prozent, deutlich mehr als die FDP (9,1 Prozent). Die PDS musste sich mit mageren 2,3 Prozent zufrieden geben. MLO