: Kreislauf statt Abfall
Werbung für die Weiternutzung von Produkten, damit der Abfallberg kleiner wird: „ReUse“-Aktion geht mit Preisverleihung zu Ende
Von Manfred Ronzheimer
In Berlin soll im kommenden Jahr ein „Kaufhaus der Zukunft“ entstehen, in dem gut erhaltene gebrauchte Produkte verkauft werden. Das kündigte Umweltstaatssekretär Stefan Tidow am Freitag bei der Preisverleihung der „ReUse“-Aktion des Senats in Neukölln an. In dem Secondhand-Haus sollen „auch Reparaturmöglichkeiten für kaputte Gegenstände geschaffen werden, die sonst weggeworfen würden“, sagte Tidow. Mit der ReUse-Aktion wurde in Berlin mehrere Wochen für die Weiternutzung von Produkten wie Haushaltsgeräten und Textilien geworben, um den Abfallberg zur verringern.
Zum Abschluss wurden im Neuköllner Haus der Kreislaufwirtschaft CRCLR die besten Vorschläge eines Ideenwettbewerbs ausgezeichnet. Mit 80 Einreichungen sei die Teilnahme sehr hoch gewesen, was das Interesse am Thema belege, hob Tidow hervor. Sieger mit einem Preisgeld von 2.500 Euro wurde das Projekt „Bis es mir von Leibe fällt“, das aus einem Nähladen („Veränderungsatelier“) in Schöneberg und einem Verein besteht, der Bildungsarbeit in Schulen macht. „Wir geben Kleidungsstücken ein neues Leben“, sagte Betreiberin Elisabeth Prandtner. Es gehe ihr um „den kreativen Umgang mit gebrauchten Textilien in einer reparaturbedürftigen Welt“.
Die beiden weiteren Hauptpreise gingen an die Baugesellschaft Transform, die das Circular Economy Haus nach Prinzipien des „zirkulären Bauens“ um zwei Wohngeschosse aufstocken will, und an die Betreiber der „Tiny Houses“ in Berlin, die mit einem „Re-Use Mobil“ gebrauchte Möbel anbieten.
Weil es so viele gute Kreislauf-Ideen gab, wurden noch vier Sonderpreise zu je 500 Euro vergeben. Schüler des Reinickendorfer Bertha-von-Suttner-Gymnasiums haben eine schulinterne Kleiderboutique eröffnet, in der Jugendmode getauscht wird. Der Verein „Restlos glücklich“ sammelt Lebensmittelreste ein und verwendet sie für Kochkurse an Schulen. Ein „3-D-Repair-Café“ benutzt das Internet, um schwer zu beschaffende Ersatzteile für Haushaltsgeräte mit einen 3-D-Drucker aus Plastik herzustellen.
Das Bremer Projekt „Tauschen statt wegwerfen“ kombiniert Wiederverwendung und Klimaschutz mit Nachbarschaftsvernetzung durch Digitalisierung. Dort wurden in elf Monaten rund 6.500 Gegenstände getauscht und so eine Menge Abfall vermieden und CO2 eingespart. Jetzt sollen nach dem Bremer Modell auch in Berlin ein oder mehrere Tauschläden eröffnet werden.
Mit der Initiative „Re-Use Berlin“ will die Senatsumweltverwaltung die Wiederverwendung von Gebrauchtwaren dauerhaft in Berlin etablieren und die Kreislaufwirtschaft stärken. „Wir wollen den Gedanken der Wiederverwendung breit in der Stadtgesellschaft verankern“, sagte Tidow. Eine Vertreterin des Wuppertal Instituts für Klima Umwelt Energie, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, sprach von einer guten Resonanz der Aktion. „Wir sind extrem zufrieden.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen