Schwer hipper Schrott

Rockabilly ja, aber kein Abend für Dogmatiker: Jon Spencers „Heavy Trash“ mit Freunden im Knust

Vor einiger Zeit hätte das vielleicht noch einen mittelschweren Ausnahmezustand hervorgerufen: Jon Spencer ist in der Stadt. Nun sind indes die großen Tage der Fleisch gewordenen Blaupause für New Yorker 90er-Jahre-Hipstertum bereits eine Weile her, und dann kommt er ja auch nicht mit seiner Blues Explosion in die Stadt, sondern mit Heavy Trash. Das klingt nach verwursteten Rock-, gar Metal-Klischees oder, noch schlimmer, nach den längst zu Tode gerittenen Lounge- und Easy-Listening-Textbausteinen.

Der Fall liegt aber doch interessanter: Neben dem kaum dogmatischen Blues-Wiedererwecker Spencer mischt da weiterhin Matt Verta-Ray (Speedball Baby) mit, noch so ein hagerer Träger eng anliegender schwarzer Oberhemden. Live unterstützt voon einer kanadischen Kapelle namens The Sadies, geben die beiden sich einer etwas anderen Spielart der Traditionspflege hin: Rockabilly, jener Sphäre zwischen Rock‘n‘Roll, Blues und Country. Für manchen Blues Explosion-Anhänger schon eine Spur zu wenignervös, schreiten sie zu Werke, sind erkennbar unaufgeregt, wo sonst Adrenalin (oder ärgere Substanzen) ihr Treiben zu inspirieren schien.

Dazu passt, dass nun im Knust die gemütlichen Kopenhagener Instrumental-Surfer Tremolo Beer Guts mit am Start sind: Die alten Kumpels der Hamburger Indie-Rocker Sport coverten – lange bevor The Boss Hoss für ihre stoischen Country-Versionen von Top-40-Hits beinahe heilig gesprochen wurden – auf charmanteste Weise Kraftwerk genauso wie die Beach Boys und scheinen auch sonst halbwegs zu wissen, was sie tun.

Näher dran am Sound von Heavy Trash sind schließlich die bekennenden Treckerfahrer Power Solo – aber auch sie sind nicht eben das, was den Rockabilly-Puristen, wie er das Knust regelmäßig beehrt, so recht glücklich machen dürfte. aldi

So, 28. 8., 21 Uhr, Knust