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Die Region zeigt sich erfinderisch

Der Innovationspreis Berlin-Brandenburg ging unter anderem an die EntwicklerInnen einer Schul-Cloud

Von Manfred Ronzheimer

Das Publikum wollte lieber die Solarstraße. Bei der Verleihung des Innovationspreises Berlin-Brandenburg (am Freitagabend im Berliner Museum für Kommunikation) war das Handy-Votum der Teilnehmer eindeutig: Sie setzten die Erfindung der Berliner Solmove GmbH auf den ersten Platz, die mit einem Straßenbelag aus Solarzellen ins Rennen gegangen war.

Die Experten-Jury unter Vorsitz des Fraunhofer-Forschers Eckart Uhlmann entschied anders und vergab bei der 35. Runde der Zwei-Länder-Auszeichnung die jeweils 10.000 Euro Preisgeld an fünf Innovationen aus den Feldern Verkehrstechnik, Informatik und Materialforschung. Die Bombardier Transportation aus dem brandenburgischen Hennigsdorf war mit ihrem Batterietriebzug „TALENT 3“ erfolgreich, der auch auf langen nicht-elektrifizierten Strecken die Diesel-Züge ersetzen kann. Das Hasso-Plattner-Institut aus Potsdam wurde für seine „Schul-Cloud“ ausgezeichnet, die den Zugang zu Lehrinhalten webbasiert und von überall möglich macht. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt aus Berlin-Adlershof überzeugte mit einem innovativen Positionierungssysstem, das Ortsbestimmungen auch ohne GPS-Technik gestattet.

Weitere Preise gingen an die Berliner Technologie-Unternehmen SiQAl für eine neue Recyclingtechnik von Aluminiumoxid und Silizium sowie an die SIUT GmbH für ihren „intelligenten Lichtfaserbeton“: Die blinkenden Betonplatten sorgen etwa auf Bahnsteigen für mehr Sicherheit.

Der Innovationspreis Berlin-Brandenburg wird von den Wirtschaftsministerien der beiden Bundesländer vergeben und ist die älteste deutsche Auszeichnung für technische Erfindungen, die bereits im Markt erfolgreich sind. In diesem Jahr gab es 174 Bewerbungen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, soviel wie noch nie. „Mit dem Innovationspreis wollen wir genau diese Unternehmen in der Hauptstadtregion sichtbar machen, die mit neu gedachten Produkten überraschen und so auf die heutigen und zukünftigen Herausforderungen unserer Zeit eingehen“, sagte die grüne Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. Ihr Amtskollege aus Potsdam, Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach ergänzte: „Die Steigerung der Anzahl der Bewerbungen um gut 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet eines der besten Ergebnisse in der Geschichte des Preises und belegt das ausgesprochen lebendige Innovationsklima in der Hauptstadtregion.“

In manchen Innovationen steckt womöglich mehr als nur das potentielle Wachstum eines Hightech-Unternehmen, sondern auch wirtschaftlicher Strukturwandel in Regionen, wo er dringend gebraucht wird. Das noch junge Berliner Start-up Siqal hat ein Verfahren entwickelt, das eine nahezu abfallfreie Aufbereitung der für die Energiewende wichtigen Rohstoffe Silizium und Aluminiumoxid ermöglicht. Im nächsten Jahr steht der Umzug in das Gründerzentrum an den Lausitzer Chemie-Standort „Schwarze Pumpe“ an – in eine Region, die genau jetzt zum Kohleausstieg neue Technologiepfade benötigt.

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