Spione fürs Revier

Im Kampf um die Kulturhauptstadt Europa 2010 werden die Töne gegen Konkurrent Görlitz schärfer

Essen taz ■ Der Essener Kulturdezernent Oliver Scheytt hat am Mittwoch Abend die „heiße Phase“ der Bewerbung um die Europäische Kulturhauptstadt 2010 eröffnet. In einem Varieté waren neue Erfolgsmeldungen allerdings Mangelware. Dafür erhöhte Scheytt gemeinsam mit Regionalverband Ruhr-Planungschef Jürgen Fischer die verbale Gangart und versuchte vor spärlichem Publikum die Konkurrenz aus Görlitz lächerlich zu machen.

Im Gegensatz zur Metropolregion Ruhrgebiet habe die Stadt an der polnischen Grenze viel zu wenig Künstler. Deshalb müssten sie für das letzte europäische Auswahlverfahren „das Rad neu erfinden“. Görlitz sei „eine hübsche kleine Stadt, besonders für Senioren“. Auch bei der Powerpoint-Präsentation hatte Zgorzelec kaum eine Chance. „Das Ruhrgebiet ist eine von drei Ballungsräumen, die man bei Nacht aus dem Weltraum sehen kann“, schwärmt der Beauftragte des RVR Scheytt, stellte den Slogan „It‘s not fiction, it‘s Ruhrgebiet“ und die neue Ikone der Region vor– ein fliegendes Kultur-Rathaus, in dem ab und zu ein Kulturparlament tagen solle.

Zehn JurorInnen muss Essen stellvertretend für das Ruhrgebiet überzeugen, drei davon sollen schon bekannt sein. Zur Strategie wollten die beiden Vertreter der Region vorgestern Abend aber nichts verraten, „es könnten ja Spione aus Görlitz im Publikum sitzen.“ Anders herum sucht das Bewerbungsbüro Privatleute für Spionagedienste in Görlitz. „Über die Aufenthaltskosten können wir reden“, sagte Scheytt. „Wir müssen jetzt zusammenstehen“. 48 Millionen Euro ist das Budget der Bewerbung bis 2010. Alle Kommunen sollen beteiligt werden. Auch die, die sich bisher wie Dortmund „wenigstens neutral“ verhalten haben. „Die werden spätestens kommen, wenn das Geld verteilt wird“, so Scheytt. PEL