: Betr.: Richard Müller
Am 8. November abends stand ich am Halleschen Tor. Schwer bewaffnete Infanteriekolonnen, Maschinengewehr-Kompagnien und leichte Feldartillerie zogen in endlosen Zügen an mir vorüber. Das Menschenmaterial sah recht verwegen aus. Es war im Osten zum Niederschlagen der russischen Arbeiter und Bauern und gegen Finnland mit Erfolg verwendet worden. Kein Zweifel, es sollte in Berlin die Revolution des Volkes im Blute ersäufen. Jetzt, wo die Stunde der Entscheidung nahte, erfasste mich ein beklemmendes Gefühl, eine große Sorge um meine Klassengenossen.
Richard Müller, Metallarbeiter, Vorsitzende der Berliner Revolutionären Obleute über den 8 November 1918
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