von unserer Redaktion : Herrenknecht unterm Haus
Wenn ich das gewusst hätte! So beginnen häufig die Gespräche über das „bestgeplante Bauprojekt Europas“. Ja, was wäre dann gewesen? Offensichtlich war Stuttgart 21 für viele ein eher abstraktes Vorhaben, nur verbunden mit Zahlen, fiktionalen Bildern und endlosem politischem Streit. Jetzt wird deutlich, geradezu sinnlich erfahrbar, was es für den Einzelnen heißt, wenn Bagger und Bohrer anrollen. Auch dank der Firma Herrenknecht, deren Wahlspruch Großes verspricht: „Wer mit uns bohrt, kommt weiter.“
Das Verdienst, dies anschaulich gemacht zu haben, gebührt Klaus Gebhard, dem Gründer der Parkschützer. In mehr als hundert Nachtstunden hat er, zusammen mit Peter Gierhardt, die BISS-Karte gefertigt, in der akribisch eingezeichnet ist, unter welchen Häusern die Tunnel verlaufen. Und weil der Diplomingenieur auch noch die Tiefen der Betonröhren eingetragen hat, kann jetzt jeder betroffene Häuslesbesitzer darüber nachsinnen, ob sein Wein im Keller noch sicher ist. Und sich beim Lesen der übrigen Daten eine Meinung bilden. (Wer dazu das Originalformat braucht, kann es bei der Mahnwache in A0 erwerben).
Beeindruckend ist der 61,8 Kilometer lange Kreisverkehr unter der Stadt auf jeden Fall, zumal er neben dem Gotthardtunnel zu den Weltrekordhaltern zählt. Noch weiß zwar niemand, ob Gestein und Wasser mitspielen, es sei denn, man heißt Hartmut Mehdorn. Der Exbahnchef meinte einst, man müsste „schon den Kopf in den Gully“ stecken, um von den Bauarbeiten etwas mitzukriegen.
Die BISS-Karte von Klaus Gebhard zeigt den genauen Verlauf der Tunnels unter dem Stuttgarter Stadtgebiet (©: Luftbild Landeshauptstadt Stuttgart/Bearbeitung Gebhard)
Wer in den Untergrund schauen will: www.kontextwochenzeitung.de/fileadmin/user_ upload/2012/9/26092012/Legende_Hauskeller_ net.jpg
Klaus Gebhards Vortrag zur BISS-Karte finden Sie unter www.fluegel.tv/beitrag/4775 (7-minütige Einführung) und vollständig unter www.fluegel.tv/beitrag/4778 (38 Minuten)