berliner szenen: Auf Frau K. war immer Verlass
Frau K. ist weg, hat zu gestern gekündigt“, erklärt mir ein Nachbar, als ich vergeblich bei unserer Hausverwaltung Sturm läute, weil sich seit morgens nur der Anrufbeantworter meldet: Unsere Badewanne hat sich über Nacht mit einer übelriechenden Brühe gefüllt. Unsere Wohnung wurde einst als Ladengeschäft gebaut – ein Bad war beim Einbauen der Rohre nicht vorgesehen.
Ich atme tief durch. Auf Frau K. war immer Verlass. Ob Verstopfung, Rohrbruch oder Einbruch – sie reagierte stets unverzüglich und schickte umgehend jemanden, der den Schaden behob. Als einzige Bürokraft des Vermieters war sie quasi „die Hausverwaltung“ in Person – und mit ihrer empathischen Art bei so ziemlich allen beliebt. Der Nachbar rät, an der Privatwohnung unseres Vermieters zu klingeln. Ich zögere – aber mir bleibt keine andere Wahl. Wir können unser Bad nicht nutzen und morgen ist ein Feiertag. Ich klingele und klingele. Ohne Erfolg. Zu Hause rufe ich bei einem Sanitärdienst an. Ohne Auftrag des Vermieters aber, wird mir erklärt, würde mich der Einsatz selbst erst einmal 400 Euro kosten.
Ich denke an Frau K., die tagein, tagaus alleine im Büro saß: Ich kann verstehen, dass sie sich eine neue Herausforderung gesucht hat. Das letzte Mal gesehen habe ich sie vor ein paar Monaten. Meine Tochter und ich hatten gerade eine Grippe, als unsere Badewanne wegen einer ähnlichen Verstopfung über Nacht überlief.
Beim Aufwachen schlug uns so ein penetranter Gestank entgegen, dass ich meiner Tochter schnell ihren Mantel überzog, meine Jacke griff und so übereilt mit ihr und unseren Hunden aus der Wohnung stürzte, dass ich den Schlüssel versehentlich innen stecken ließ.
Frau K. ließ uns alle herein, setzte erst einmal einen Tee auf und kümmerte sich dann um alles. Sie fehlt mir schon jetzt. Eva-Lena Lörzer
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