Ein paar Verbesserungsvorschläge

Grüne Wahlkämpferin Claudia Roth geriet ins Kreuzfeuer Bremer Behinderter. Die kritisierten, dass Wahlkampforte für sie nicht zugänglich waren – und bekamen Recht

„Wir hätten auch zu CDU oder PDS gehen können.“

bremen taz ■ Es hätte ein heiterer und ironischer Wahlkampfabend werden können, der Auftritt der Grünen Bundes-Vorsitzenden Claudia Roth am Samstagabend, zum Episodenfilm „Weltverbesserungsmaßnahmen“ in der Schauburg – samt anschließender Debatte. Doch als 15 Behinderte unten vorm Treppenaufgang zum Kino getreu dem Motto „Wir hätten da auch ein paar Vorschläge zur Weltverbesserung“, den prominenten Gast daran erinnerten, dass die Schauburg wahrlich kein barrierefreier Veranstaltungsort ist, musste der Grüne Landesgeschäftsführer Björn Weber zur Entschuldigung nach vorne treten. „Grüne Politik nur für aufrechte Fußgänger?“, hatten Rollstuhlfahrer zuvor protestiert – und daran erinnert, dass schon der Renate Künast-Auftritt auf dem Theaterschiff nicht barrierefrei war. Gleiches gelte auch für das Grüne Sommerfest am – inzwischen gestrigen – Sonntag in einem Bremer Restaurant.

„Wir sind auch Wahlvolk“, erklärte Matthias Botter von „Selbstbestimmt Leben“ und zugleich Organisator der Demonstration. Claudia Roth reagierte sichtlich betroffen. Für sie sei es keine Weltverbesserung sondern schlicht „eine Selbstverständlichkeit“, dass Veranstaltungen behindertengerecht gestaltet werden. Bei Bundes- und Landesparteitagen werde immer darauf geachtet, dass sie auch für Rollstuhlfahrer zugänglich seien – inklusive absenkbarer Rednerpulte. Ihren Besuch jedoch hatte der Landesverband der Bremer Grünen organisiert. Für den bedauerte Björn Weber nachträglich die Wahl des Ortes. Man habe „sich wohl nicht ausreichend gekümmert“. Die Kritik sei „vollkommen berechtigt“. Da die Veranstaltung kurzfristig geplant worden sei, habe man sich ein Kino ausgesucht, in dem der Film schon lief. Er wolle sich nun darum kümmern, dass im „Haus am Walde“, wo die Grünen ihr Sommerfest feiern, wenigstens Rampen bereitstünden. „Das Problem der zu schmalen Toiletten werden wir bis morgen aber nicht mehr lösen können“, so Weber. Man werde in Zukunft aber verstärkt auf Barrierefreiheit achten. „Wir müssen nun sehen, ob sich jetzt auch was tut“, kommentierte Botter dies. Die Aktion übrigens würde sich keinesfalls nur auf die Grünen beziehen. „Wir hätten genau so gut auch zu CDU oder PDS gehen können“, sagt er.

Eine Vertreterin des Kinos Schauburg erklärte zur Kritik, trotz nicht lange zurückliegenden Umbaus nicht zugänglich zu sein: „Wir tragen Rollstuhlfahrer die Treppe hoch und die Betreuer haben freien Eintritt.“ Botter lehnt das als gefährlich ab. Schon einmal sei ein Rollstuhlfahrer so gestürzt. ace