: Telegate will Telekom-Millionen
Weil der ehemalige Staatskonzern laut Regulierer zu viel Geld von den privaten Auskunftsdiensten für Kundendateien kassiert hat, drohen nun Schadenersatzklagen
BERLIN taz/ap ■ Der Deutschen Telekom drohen die Zahlung eines dreistelligen Millionenbetrags an die Telegate AG und weitere Forderungen anderer Telefonauskunftsdienste. Grund ist eine Entscheidung der Bundesnetzagentur, die bei der Telekom viel zu hohe Preise für die Überlassung von Teilnehmerdaten an die Konkurrenten moniert hatte. Telegate reichte Ende der Woche daher zusätzlich zu bereits laufenden Klagen auf Rückzahlung von rund 70 Millionen Euro plus Zinsen eine Schadenersatzklage über 86 Millionen Euro ein, berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Die Telekom ihrerseits kündigte am Wochenende rechtliche Schritte gegen die Regulierungsbehörde an.
Das Unternehmen wendet sich damit gegen die vor gut einer Woche verhängte drastische Beschneidung ihrer Einnahmen für die Überlassung von Teilnehmerdaten. Die Entscheidung der Regulierungsbehörde sei inhaltlich falsch und in keinster Weise nachzuvollziehen, sagte Frank Domagala, der Sprecher der Telekom-Festnetzsparte T-Com, am Samstag und fügte hinzu: „Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Tagen rechtliche Schritte eingeleitet werden.“ Die Forderungen von Telegate bezeichnete er als unbegründet.
Die Regulierungsbehörde Bundesnetzagentur hatte Mitte August entschieden, dass die Telekom für die Überlassung ihrer Teilnehmerdaten an private Telefonauskunftsdienste insgesamt nur 770.000 Euro verlangen darf und nicht wie bisher 49 Millionen Euro. Die Entscheidung war nach einer entsprechenden Vorgabe des Europäischen Gerichtshofs ergangen, der festgelegt hatte, dass die Telekom nur die Kosten der Bereitstellung in Rechnung stellen könne, nicht aber die für Aufbau und Pflege der Datenbanken. Denn diese Daten müssten von der Telekom ohnehin erhoben und gepflegt werden.
Jetzt fordern Konkurrenten das zu viel gezahlte Geld von der Telekom zurück. Als Grund für die Schadenersatzklage gab Telegate an, ihre Entwicklung sei durch die Gebührenpolitik der Telekom nachhaltig behindert worden. Exfirmenchef und Gründer Klaus Harisch macht in einer weiteren Klage sogar einen Schaden von 320 Millionen Euro geltend. Er sei gezwungen gewesen, große Anteile seiner Firma unter Wert zu verkaufen, um Telegate trotz der überhöhten Gebühren am Leben zu halten. Telegate hält laut Spiegel rund 30 Prozent des Auskunftsmarkts.
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