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■ Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand Deutschland 2012
Dramaturgisch gelungen ist der Film ohne Zweifel, der Spannungsbogen trägt: Am Anfang steht der Zusammenbruch der Deutschen Demokratischen Republik und ihrer zentralen, staatlich gelenkten Planwirtschaft. Am Ende ist von den VEB, den Volkseigenen Betrieben, den Kombinaten, der ganzen Wirtschaftsorganisation nichts mehr übrig. Die gigantische Aufgabe des Ausverkaufs einer gesamten Nationalökonomie wurde der dafür geschaffenen Treuhandanstalt übertragen.
Dem Team von „Goldrausch“ ist es gelungen, zahlreiche ehemalige Chefs der Treuhand vor die Kamera zu bekommen: Unbekümmert versichern sich zwei der ex-Manager bei einem Treffen im ehemaligen Treuhandgebäude gegenseitig des Gutgehens. Das ab heute im 3001-Kino, Schanzenstraße 75, Hamburg. Gebäude, in dem die Treuhand saß, beherbergt heute das Bundesfinanzministerium. Das saß nach 1989 in Bonn und legte fest, wie die Treuhand das Eigentum der DDR verramschen sollte.
So erklärt Eckhart John von Freyend, damals Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium, Sinn und Zweck der Treuhand: Wenn ein Betrieb unter Berücksichtigung aller rechtlichen Vorgaben privatisiert worden wäre, hätte dies ein halbes Jahr gedauert. In der DDR sollten aber schnell tausende von Betrieben abgestoßen werden. Dazu wurde die Treuhand vorgeschoben, die keiner parlamentarischen Kontrolle unterlag und im mehr oder weniger rechtsfreien Raum die DDR liquidierte.
Von 1990 bis 1994 schloss die Treuhand 4.000 Betriebe, zweieinhalb von vier Millionen Arbeitsplätzen aus DDR-Zeiten gingen verloren. Viele Betriebe wurden nur ausgeschlachtet – die so genannten Investoren, neue Besitzer, zogen das liquide Kapital der Firmen ab auf ihre Privatkonten, verkauften lukrative Immobilien – und ließen den Rest Pleite gehen. Vera Teller, ehemalige Chefsekretärin, erklärt, wie sie merkte, dass da etwas nicht stimmte, aber: „die ständigen Entlassungen hielten uns klein“.
Vera Teller ist eine von zwei ArbeitnehmerInnen, die interviewt wurden. Was an „Goldrausch“ stört, ist, dass die lohnabhängig Beschäftigten sonst nur als Staffage, als Masse vorkommen: Viele Demonstrationen vor dem Treuhandgebäude werden kurz gezeigt, Stahlarbeiter, die mit in ihren Gesichtern stehender Verzweiflung dort das „Lied vom Tod“ spielen, die Belegschaft von Interflug, erzürnt weil die Lufthansa den Verkauf ihrer Airline an ausländische Investoren verhinderte, um sie als Konkurrenz loszuwerden.
Die Treuhand folgte aber meist dem Mantra des freien Marktes, koste es, was es wolle: Hasardeure, Betrüger, Klein- und Großunternehmer – ohne jede Prüfung bekamen Konkursbetrüger, Windbeutel mit Schlips einen Betrieb hinterhergeschmissen. So machte die Treuhand unglaublicherweise mit dem Ausverkauf der DDR keinen Gewinn, sondern 256 Milliarden DM Schulden. Aber alles musste raus, zur Not mit Subventionsmillionen on top. Gaston Kirsche
„Goldrausch“ läuft am Sonntag um 11 Uhr im Universum Filmtheater in Braunschweig