Am Anfang war das Holz …

GESCHICHTE Mit dem Projekt an der Holzmarktstraße kehrt die Stadt zu einem ihrer Ursprünge zurück

Holzwerk, Holzmarkt, Holzig. An der Holzmarktstraße dreht sich alles um den Roh- und Baustoff, aus dem auch ein großer Teil der Architektur des Projekts entstehen soll, das die Holzmarkt Genossenschaft plant. So gehen der Ort und seine Geschichte mit den Zukunftsvisionen eine besondere Liaison ein.

Ihren Namen hat die Holzmarktstraße von einem städtischen Holzplatz, der dort 1685 angelegt wurde. Berlin hatte gerade den Dreißigjährigen Krieg hinter sich und suchte dringend nach Siedlern. Die aber brauchten, wenn sie ansässig werden wollten, den wichtigsten Rohstoff dieser Zeit. So steht der Holzmarkt emblematisch für den Aufbruch der Stadt nach einer schweren Zeit. Und einer von oben verordneten Toleranz: Mit dem Edikt von Potsdam, das ebenfalls 1685 erlassen wurde, warb der Große Kurfürst auch um französische Hugenotten.

Dass Stadtentwicklung in Berlin eine öffentliche Aufgabe war, zeigten auch die Besitzverhältnisse am Holzmarkt. Der Holzplatz war und blieb im Eigentum des Magistrats. Das Holz, das die Stadt für Bauarbeiten benötigte – es kam von der „Kämmerei Waldungen“ –, wurde hier ebenso gestapelt wie das Holz aus königlichem Besitz. Diesen Teil des Platzes hatte der Magistrat der Kurmärkischen Kammer in Erbpacht überlassen.

Aufgegeben wurde der Holzplatz erst, als Berlin im 19. Jahrhundert zur Industriestadt wurde. Die Industrialisierung machte auch vor den Ufern der Spree nicht halt. Gleiches sollte wohl gelten, als das industrielle Zeitalter vom Informationszeitalter abgelöst wurde – und einer MediaSpree Platz machen sollte.

Doch der Holzmarkt, dieser kulturelle und historische Namenspeicher zwischen Jannowitzbrücke und Schillingbrücke, hatte den längeren Atem. Mit dem Holzmarktprojekt kehrt die Stadt wieder zu einem ihrer Ursprünge zurück. UWE RADA