Pauschal kriminalisiert

Die drei Hamburger Terrorverdächtigen waren Inguschen, nicht Tschetschenen – diese sprechen von Diskriminierung

Nach der spektakulären Großfahndung am Freitag wollte die Hamburger Polizei nach eigenen Angaben drei tschetschenische Männer festgenommen haben. Die Verdächtigen kämen jedoch aus der Nachbarrepublik Inguschetien, berichtete gestern die GUS-Referentin der Gesellschaft für bedrohte Völker, Sarah Reinke. In Deutschland lebende Tschetschenen fühlten sich jetzt „pauschal diskriminiert“.

„Normalerweise werden wir von den Behörden als Bürger der russischen Föderation behandelt“, empörte sich ein tschetschenischer Arzt. „Wenn es aber um den Verdacht des Terrors geht, bezeichnet uns die Polizei als Tschetschenen.“

Der tschetschenische Kriegsflüchtling Schepa Bersanov erzählte, wie ihm die hiesige Polizei am Freitag um 8 Uhr wegen Terrorverdachts die Tür eintrat. „Als ich aufwachte, sah ich schon Maschinenpistolen auf mich zeigen.“ Obwohl auf dem Revier anhand der Fahndungsfotos rasch klar gewesen sei, dass er nicht zu den Gesuchten zählte, habe die Polizei ihn weiter verhört: „Sie wollten wissen, warum ich so gut Arabisch spreche und wie oft ich die Moschee besuche.“ Sogar seine Bücher seien vorübergehend konfisziert worden. AG