piwik no script img

Reimar Paul über die Pilotkonditionierungsanlage in GorlebenNur eine Stilllegung wäre glaubwürdig

Die Pilotkonditionierungsanlage (PKA) in Gorleben führt in der öffentlichen Debatte ein Schattendasein. Zu Unrecht. Denn im „heißen Betrieb“ wäre sie eine Fabrik von höchster Brisanz. Erklärtermaßen wollte die Atomwirtschaft dort demonstrieren, wie abgebrannte Brennelemente aus Atomkraftwerken in Behälter für die direkte Endlagerung verpackt werden können. Das Hantieren mit den strahlenden Abfällen hätte die Gefahr radioaktiver Kontamination bedeutet.

Zwar schließen Betreiber und Behörden eine solche Nutzung derzeit aus – erlaubt, wenn auch noch nicht geschehen, ist nurmehr die Inspektion und Wartung defekter Castoren aus dem benachbarten Zwischenlager. Doch die PKA läuft weiter im Stand-by-Betrieb und könnte jederzeit für die alten Zwecke reaktiviert werden.

Offiziell ist die Suche nach einem Endlager neu gestartet worden. Wissenschaftsbasiert und unter Beteiligung der Öffentlichkeit, heißt es, soll in ganz Deutschland nach einem möglichst sicheren Standort geforscht werden. Doch der Suchprozess krankt bereits jetzt an einem Fehler: Der Salzstock Gorleben, wissenschaftlich umstritten und politisch „verbrannt“, bleibt im Verfahren.

Und sogar in der Favoritenrolle. Als einziger Standort wurde Gorleben bislang untersucht, unter Tage errichteten die Bergleute ohne Erlaubnis ein weitgehend fertiges Endlager – von einem „Schwarzbau“ sprechen daher Atomkraftgegner und Grünen-Politiker.

Den Ausschlag für Gorleben könnte zudem die dort vorhandene nukleare Infrastruktur geben. Im Zwischenlager strahlen bereits 113 Castorbehälter vor sich hin. Sie müssten aufwendig abtransportiert werden, sollte das Endlager anderswo entstehen.

Auch die PKA ist Teil der vorgehaltenen Infrastruktur. Sie bleibt, obschon technisch veraltet, das Bindeglied zwischen der Zwischenlagerung und der weiterhin möglichen Einlagerung radioaktiver Abfälle im Gorlebener Salzstock.

Der neue Betreiber, die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung, hat versichert, dass ein Betrieb der PKA zu Konditionierungszwecken ausgeschlossen ist. Auch für die Reparatur von Castorbehältern werde nach Alternativen gesucht. Doch politische Vorgaben und Konstellationen können sich ändern. Ein positives Signal, dass es die Verantwortlichen Ernst meinen mit einem offenen Endlagersuchverfahren, wären Stilllegung und Abriss der PKA.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen