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berlinmusikNatur und Traum

Erst einmal zur Klarstellung: Naturliebe und elektronische Musik schließen sich keinesfalls aus. Ist einfach so. Was kann ein Musiker schon dafür, wenn das Instrument seiner Wahl nun mal Strom benötigt?

Daher kann der chilenische Produzent und Wahlberliner Dario Rojo Guerra, der seine Karriere zunächst unter dem Namen Flako begann und 2015 ein Album unter dem Titel „Natureboy“ herausbrachte, sich jetzt ohne Weiteres als Künstler Natureboy Flako nennen und das völlig ernst meinen, ohne Glaubwürdigkeitsprobleme zu bekommen.

Dieser Naturbursche zelebriert auf seinem Album „Theme For a Dream“, dem ersten unter dem neuen Alias, allerdings keine ätherische New-Age-Musik, sondern wagt sich in ein Terrain vor, in dem tänzelnde HipHop-Beats und melodisch aufgekratzte Kinder­orgelklänge neben sachtem Schweben und einer Art instrumentalem Fusion-Stil auf Synthesizerbasis existieren. Soll schließlich ein Traum sein, den Natureboy Flako über acht Nummern ausbuchstabiert.

Tropfendes, wie aufgezogen Kreiselndes, allerhand Fiepiges und Jauliges findet sich darunter, mit einem Hauch von Exotica hier und da, weniger bedrohlich als surreal, wie die Coverillustration mit diesem Gesicht, das mit Spiralaugen aus einem See blickt, umgeben von allerhand geometrischen Gebilden und Treppen, die im Nichts enden. Ganz ähnlich frei von Realismusvorgaben setzt Guerra sein Instrumentarium ein.

Analoge Synthesizer gehören anscheinend zum Hauptbestand seines Berliner Studios, und deren Farbenreichtum zelebriert Guerra völlig ohne Vorbehalte, lässt in seinen Stücken ebenso locker, wie er mitunter die Schrauben anzieht. Eine Schönheit, die nicht um jeden Preis in einem ganz bestimmten Club angebetet werden will, sondern frei flottiert. Auch das passt zur Vielfalt der Natur.

Apropos: Die künstlichen Paradiese elektronischer Musik sind ja, nur weil sie mit Generatoren und Filtern gemacht sind, kein bisschen weniger künstlich als die Musik, die man etwa auf einer Flöte oder Gitarre hervorbringt, bloß der unmittelbare Körperanteil bei der Klangerzeugung ist unterschiedlich groß. Doch Kunst bleibt am Ende Kunst. Die Natur ist irgendwo da draußen. Oder ein Traum. Tim Caspar Boehme

Natureboy Flako: „Theme For a Dream“ (Five Easy Pieces/Indigo)

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